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Channel: Folk-Club-Bonn
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Sabines Bilder vom Folk Club 79 am 7. April 2017

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John Harrison als Gedichtrezitator

Steve Perry liest die Inschrift unter der Freiheitsstatue vor

Paolo Pacifico und John Harrison

Gert Müller präsentiert Gedichte op Bönnsch Plaat


Kids for Music Cologne










Karin Schüler und Gerald Löhrer



Holger Förschler vom Duo "Seltsam"


Holger mit seiner Tochter



Wolle Moses, die andere Hälfte von "Seltsam"


Peter Deteren

Robert J. Hrubes



John Harrison, Robert Hrubes und Paolo Pacifico

Tilman Wery, Michael Daehnert und Ramin Kazeni

 




Steve Perry

Alle singen mit beim Finale mit dem Rausschmeißer "Jock Stewart"




Marios Bericht vom Folk Club Nr. 79 am 7. April 2017

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April, April – ein Brauch zum 1. April – wer länger Freude haben will, geht in den Folkclub Bonn
Der erste Freitag im April 2017 fiel auf den 7. April – trotzdem ließ sich niemand entmutigen, dem Motto „Aprilscherze“ in den Folkclub Bonn zu folgen. Wie immer kam die erste „erschreckende“ Erheiterung durch die lautstarke, für Ruhe sorgende Begrüßung des Eventmasters John Harrison. „Laaadies and Gentlemen....“ - immer wieder erstaunlich ist, dass alle darauf warten und trotzdem zusammenzucken, wenn es dann soweit ist.
Aber, um nicht bekanntes neu zu diskutieren, wende ich mich direkt dem nachfolgenden Aprilscherz in Form einer musikalischen Erzählung einer wahren, wenn auch unglaubwürdigen Geschichte zu. The Derby Ram erzählt von einem Schafbock, der so groß war, dass alle Vergleiche zum Scheitern verurteilt sind. Natürlich waren zur Pflege, Schlachtung und Verarbeitung bei dieser Größe wahre Meisterleistungen zu vollbringen – doch wie könnte es anders in einem Lied sein, es klappte. Lachhaft, doch eher zum Weinen ist die aktuelle Einwanderungspolitik des amerikanischen Präsidenten, dessen Namen ich hier nicht nennen will, um nicht noch Werbung für ihn zu betreiben. Als meisterhafter Protest dagegen ist jedoch das Lied „America“ von Paddy McAloon und dessen Interpretation von John Harrison zu bezeichnen. Aus der ernsteren Ecke leitete John nun mit dem Frühlingslied „Dandelion“wieder zu den eher musischen Themen über. Eine gelungene Abrundung seines Eröffnungsspots bot John mit der Geschichte von „Albert McTavish's Brand New Frigidaire“, die er ein wenig ausführlicher erzählte, damit unbekannte Ausdrucksformen während des Vortrags auch wirklich von jedem verstanden werden konnten – deckte er doch nach seinen Ausführungen diese unbekannten Ausdrucksformen durch die Ankündigung, dass es sich um ein Instrumentalstück handele auf (diese ausführliche Beschreibung brachte Steve Perry bei seinem Auftritt zu der Überzeugung sich trotz der Notwendigkeit von Erläuterungen etwas kürzer zu halten - aber davon später mehr) .
Wer ist eigentlich ein Chef? Auch ohne Klärung dieser Frage präsentierte uns aus der Poetry Ecke Gert Müller die Antwort auf: was ist eigentlich ein Chef - nämlich eine in Verse und Reime gebrachte Aussage, die wohl schon jeder einmal zumindest gedacht hat: Der Chef ist ein A...loch, das nur Sch... produziert! Glücklicherweise ist dies nur in vielen  und nicht in allen Fällen so :-)
Vier Finger und vier Saiten – eine perfekte Passung zwischen Spieler und Instrument wird so bei der Ukulele hergestellt – aber bis jemand soweit ist, genau diese Perfektion zu erreichen, ist ein langer Weg zu beschreiten. Einen schon beträchtlich weites Stück dieses Weges sind die Kids for Music Cologne mit ihrem Lehrer bereits gegangen. Zum wiederholten Mal im Folkclub, schafften sie es wieder mit ihrer Musik zu begeistern. Ein paar jüngere Musiker sollten für den Folkclub aktiviert werden und nun standen zum zweiten Mal mehr als zehn hoffnungsvolle Musiker mit ihren kleinen Instrumenten auf der Bühne. „Wenn der Sommer kommt“ und  „Die perfekte Welle“  waren Stücke, die, gut vorgetragen, zu viel Stimmung im Saal beitrugen und Mitsingen zuließen. Mit ihrem Lied „Die neue Schule“ bewiesen die Kids aber auch, das bereits in frühen Karrieretagen große Leistungen vollbracht werden können. Dieses Lied nämlich ist eine Eigenkomposition einer Musikerin der Kids for Music. Wen verwundert es da, dass der Floorspot nicht so leicht zu beenden war und eine Zugabe frenetisch gefordert wurde, die mit „99 Luftballons“auch gegeben wurde.
Karin & Gerald sind wohlbekannte Freunde des Clubs – als kontinuierliche Gäste und Zuhörer, als immer bereite Mitstreiter und natürlich als oft und gern gesehene Musiker. Mit den Stücken „In the Wind“ von Mariama wurde ein für den Frühlingsanfang passender Aufbruch in Hoffnung und positives Denken gegeben. Obwohl dieses Stück von frühem Tod handelt, zeigt es die positiven Gedanken an den Tod auf: „Now you're in the wind, Now you're in the trees, Now you're everything you ever wanted to be, Now your heart is light, And your soul is free, Now you're every river that runs towards the sea“, was kann man sich mehr wünschen? „Smile“ ist als Melodie und Lied wohl fast jedem bekannt – nicht so bekannt ist, dass dieses Lied von Charlie Chaplin geschrieben ist – wird er doch eher mit der Schauspielerei und hier mit der Komik verbunden. Immer wieder erstaunt es, was sich alles hinter offensichtlichen Fassaden von Menschen verbirgt. Den Kurz-Gig abgeschlossen haben die Beiden mit dem Kathie Melua Song „Spider's Web“ - Schönheit, Verhängnis und vieles mehr ist mit dem Spinnennetz verbunden.
Als featured artists des Abend betraten nun seltsame Kerle und eine featured Dame die Bühne. Warum seltsam? Weil sie sich selbst so  nennen. Seltsam ist eigentlich ein Duo aus Wolle und Holger, aber weil es bei den letzten Plattenaufnahmen so schön war, spielt nun manchmal Holgers Tochter die erste (und einzige) Geige. „Ihr habt uns ein Gefühl, zuhause zu sein, gegeben und deshalb kommen wir immer gerne wieder her“, so begrüßte Wolle die Folkcluber und drückte damit etwas aus, was viele Musiker und Zuhörer immer wieder denken: Den Folkclub macht die Atmosphäre aus – Einfachheit, Spaß und Professionalität gehen Hand in Hand durch die musikalischen Landschaften. Aber zurück zu Seltsam. Soll ich noch mehr über die Gruppe sagen, oder soll ich mich wiederholen? Bereits zum FCB 71 habe ich die Beiden beschrieben als eine Mischung aus Folk, Balladen, Rock und Jazz als eigenständigen Musikstil, der viele Größen mit einbezieht – also klasse und authentisch. Dies bewiesen sie auch diesmal wieder. Nicht jeder Geschmack muss getroffen werden, aber jeder wird zum Zuhören mitgenommen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Und diese Meinung hieß bei den überwiegenden Anwesenden – toll!! Mit den Liedern „Me and My Music“, „Swamp“ und „Love is Wish“ bestritten sie ihren ersten Teil, kamen dann aber nach der Pause wieder und führten uns wieder mit „Rain in Paris“, „Wundermädchen“ (dem einzigen deutschen Lied der beiden über die Oma von Wolle), „Come on Navigator“ und „Sunday Paradise“ in ihre ganz spezielle und unverkennbare Musikwelt.
Aber vorher kam – unmittelbar nach der Pause – noch ein weiterer Poetry Beitrag. Peter Detering gab ein eigenes, frühes Werk über die Liebe zum Besten – auch hier ging die Liebe einige Umwege, kam aber zum Glück doch noch bei eben dieser an.
Ein ganz besonderer Leckerbissen stand nun mit den drei Musiker John Harrison, gebürtig aus Great Britain, Robert Hrubes, angereist aus USA, California und Paolo Pacifico, allseits bekannt als Italiener auf dem Programm. Die Drei haben sich für den Abend zusammengetan - was aber verbindet diese Nationen in der heutigen Zeit? Die Politik – alle Länder haben katastrophale Wahlen/ Abstimmungen hinter sich:
BrexTrumRen – ist zwar nur ein (wahrscheinlich blödes) Kunstwort von mir, beinhaltet aber die Katastrophen des beginnenden EU Zerfalls und der nationalen Trump Politik . Also hat sich die Leidensgemeinschaft aus John, Paolo und Robert zusammengetan und kurzerhand ein Lied komponiert „Election“. Ein fulminates Werk aus Gitarre und Fingerpicking, Klaviervirtuosität und – wie könnte es anders sein – Mundharmonikaprofessionalität. Nicht zu vergessen die gemeinsamen Stimmen, die Klangfarben von „Tote erwecken bis Lullaby“ beinhalteten. Gerade Paolo hat gezeigt, wie ein doch eher nüchtern anmutender Mensch in Musik aufgeht und Emotion pur rüberbringt. Mit dem Stück „Mystic“wollten die drei sich dann wieder verabschieden. Das Lied gelang ihnen sehr gut, der Abschied wurde nicht hingenommen und so kam dann ein gemeinsames Erlebnis mit und zwischen Musikern und Publikum zustande Das „House of the Rising Sun  wurde zum gemeinsamen Aufenthaltsort und so mit mindestens hundert Stimmen gesungen – wir alle haben noch die Hoffnung, dass mit der Textzeile „And it's been the ruin of many a poor boy“ weder das britische Parlament, noch das weiße Haus oder die Camera dei deputati gemeint sind.
Nach diesen, insgesamt vom Lebensalter nicht mehr als extrem jugendlich zu bezeichnendem Trio, konnte das Folkclub Management wieder zukunftssichernde Maßnahmen betreiben. Ramin, Tilman und Michael haben noch eine große Zukunft vor sich, haben noch viel Zeit, sich zu entwickeln und viele Zuhörer zu begeistern. Ob sie diese Zeit allerdings brauchen, ist zweifelhaft, denn bereits heute bringen sie ihre Stücke nahezu perfekt auf die Bühne. Ein klares und verständliches Zusammenspielt, gepaart mit solistischem Können und auch Mut, Klänge aus verschiedenen Stilrichtungen zu mischen bringt Freude und Anerkennung auf die Bühne. Mit dem Stücken „Wide Open Spaces“, „A Horse With No Name“ und „Trains“ gewannen die drei wieder einmal ihr Publikum. Ich hoffe auch diesmal, dass es nicht das letzte Mal war, sondern, dass wir die drei bald wieder sehen und neue Schritte ihrer Entwicklung beobachten dürfen.
Angekündigt als Duo betrat Steve Perry(bedingt durch Krankheitsausfall) allein die Bühne. Er kündigte sein Lied damit an, dass er zwar eigentlich mit Regine andere Lieder vortragen wollte, da Regine nun aber nicht dabei sei, er dieses Lied singe, weil Regine dieses nicht kenne, er aber über das Lied nicht viel sagen wolle, obwohl dies notwendig sei, aber es ausreichen müsse zu wissen, dass so ein Typ von Vancouver hoch in den Norden ging, um von dort Holz an die Küste zurückzubringen, doch bei seiner Rückkehr die Frau weg war, aber er ja Geld verdient hatte und Frauen könne man(n) kaufen. Nach ein bisschen Suchen habe ich gefunden, dass es sich bei diesem Lied um den Song „Summer Wages“ von Ian Tyson handelte. Steve begleitete das Lied auf seiner Viola Caipira (einer 10 saitigen Gitarre) .
Da ich den zweiten Teil des Seltsam Auftritts bereits behandelt habe, bleibt nun wie immer noch Zeit sich dem Geselligen zu widmen. Getreu dem Motto von Jock Stewart „are we all people you don't meet every day“ - aber doch jeden ersten Freitag im Monat – in diesem Sinne

out of your bedroom come to Dotty's Sportsbar. See you at May 5th.
Mario

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Sabines und Detlefs Bilder vom Folk Club Nr. 80 am 5. Mai 2017

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John Harrison bei der Eröffnung des Abends

I'm a one man band"


John Harrison und Paolo Tranquilini alias Pacifico


Gert Müller mit Bönnschen Gedichten



Gerd Schinkel und GW Spiller




Mary Krah


Jan Hoffmann und Volker Lindner, die "Folkscheuchen"





Der WDR bei der Arbeit


Kathy Freeman




Günter Peters macht Musik in der Pause

Barry Roshto



Barry und Paolo

John Hay und seine Tochter Claire



Daniel Bongart und Frank Otto



Melchi Vepouyoum



Jock Stewart zum Abschluss





Detelfs Bericht vom Folk Club Nr. 80 am 5. Mai 2017

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Folk Club im Mai 2017 - Grenzen überschreiten mit Musik

Musiker, die auch in späteren Jahren noch von sich reden machten, haben fast alle zumindest musikalische Grenzen überschritten. Das Althergebrachte ist meist eher langweilig. So war dieser Folk Club Abend, der die Grenzüberschreitung zum Thema gemacht hatte, denn auch schon vom Programm her kurzweilig und sorgte natürlich wieder für die nötige Portion Glückshormone bei allen Beteiligten.
Dabei ging die Sache Folk-Club-mäßig eher traditionell los mit John Harrisons allseits erwartetem und dann doch wieder erschreckendem Schlachtruf, der den Abend unüberhörbar eröffnete.
Johns Einstieg in den Abend begann mit dem Lied „Motherless Child“, nein nicht dem Lied, das Richie Havens beim legendären Woodstock-Festival gesungen hatte. Der Blues, den John auf seiner Resonator-Gitarre begleitete und zu dem Paolo Pacifico schöne, zurückhaltende Percussion beisteuerte, stammt aus dem Jahr 1927 und ist von Altmeister Barbecue Bill Hicks. An „Crossroads“, Wegkreuzungen also, muss man sich für die Richtung entscheiden und kann dabei auch schon mal aus dem Gleichgewicht geraten. Das Lied stammt von Robert Johnson, einem anderen berühmten Blues-Altmeister. John wurde von einem famos aufspielenden Paolo an der Mundharmonika begleitet. „Mr Solitaire“ ist eine Eigenkomposition von John über einen Mann, der manchmal ein wenig einsam ist. Das Lied hat eine berückende Gitarrenbegleitung mit wunderbaren Tonartwechseln und kleinen Soli, die John mit Bravour meisterte. Paolo begleitete das Lied zart und zurückhaltend und doch virtuos auf seiner Mundharmonika – großer Applaus für John und Paolo. Ihr werdet immer besser!
Über wahrhaftige Grenzüberschreitungen lesen wir in der Bibel, und die Geschichte, in der Jesus über das Wasser wandelte, ist eine davon. Unser Gedichte-Experte für die Bonner Mundart Gert Müller präsentierte die Bibel-Verse in der Version seines Freundes Ferdinand Böhm als Gedicht op Bönnsch Plaat – einfach köstlich.
Über die Grenzüberschreitungen von Uli Hoeneß sinnierte Gerd Schinkelin seiner Ballade, die er diesmal nicht auf seiner Gitarre begleitete sondern auf der Autoharp („Die heißt so, weil man sie auch im Auto spielen kann“, ist Gerds nicht ganz ernst gemeinte Erklärung für die Bezeichnung des Instruments). Dazu gab GW Spiller mit seiner gewaltigen Tuba dem Lied die richtige bajuwarische Stimmung. Die Ballade hatte in Vollversion offenbar abendfüllenden Umfang, so dass Gerd sie für den Folk Club passend zurechtstutzen musste. Aber auch das reichte bereits. Euer Chronist möchte gar nicht wissen, was Gerd dem „lieben“ Uli noch alles an den Kopf zu werfen hat. Wer es mit Gerds bissigen Liedern zu tun bekommt, der muss sich vorsehen. Der ehemalige Bischof von Limburg weiß ein Lied davon zu singen.
Gerd ging, GW blieb, und Mary Krahmit ihrer Harfe gesellte sich zu ihm. Die Kombination von Harfe und Tuba allein ist schon eine Grenzüberschreitung. Mit dem romantischen Lied „Autumn Leaves“, das sie instrumental vorführten, zeigte sich aber, dass auch diese Kombination wunderbare Wirkung entfalten kann. Ob die beiden das Folgende gewusst haben? Das Lied Autumn Leaves ist an sich schon eine Grenzüberschreitung der komplexeren Art: Entstanden als französischer Chanson „Les Feuilles Mortes“ mit Musik von Joseph Kosma und Worten von Jaques Prévert wurde es von Johnny Mercer später ins Englische übertragen und entwickelte sich zu einem überaus beliebten Jazzstandard. Damit aber nicht genug der Grenzwechselei. Die Melodie des sogenannten B-Teils des Liedes (Wegen der A-A-B-C-Strukur der Melodie) wurde vermutlich aus einem revolutionären Arbeiterlied der 1920er Jahre „geklaut“ (Die Arbeiter von Wien). Dieses wiederum basiert auf dem sowjetischen Marsch „Weiße Armee, schwarzer Baron“. Das ist doch was. Habt Ihr es gewusst, Mary und GW?  Ich bis heute auch nicht, aber Wikipedia vermittelt einen guten Einstieg in die Dinge. Immerhin, dem Publikum gefiel die Musik und die Beiden mussten eine Zugabe spielen. Mit „Summertime“ von George Gershwin (auch ein Grenzwandler zwischen Jazz und Klassik) lagen die beiden goldrichtig – Applaus für Mary und GW.
Echte musikalische Grenzüberschreiter sind Jan Hoffmann(Gitarre und Gesang) und Volker Lindner(Geige und Bouzuki), die sich „Folkscheuchen“ nennen. Teils instrumental, teils mit Gesang fegten sie mit ihren Stücken durch den Saal. Dabei ist vor allem die Instrumentalisierung mit Geige ein besonderes Schmankerl. Irgendwie erinnern die beiden an Jethro Tull, bei denen Ian Anderson mit seiner Querflöte auch ein ungewöhnliches Element in die doch stark von der Gitarre dominierte Rock-Musik gebracht hatte. Neben der Wahl der Instrumente sind auch die Arrangements ihrer Lieder eine spritzige Wanderung zwischen Folk und Rock. Den Start machten die Folkscheuchen mit einem traditionellen jüdischen Stück namens „Scherele“, das aber von einem Intro aus der Rock-Sphäre eingeleitet wurde. „Wie beim ersten Mal“ besingt die gute alte Zeit als Musik noch von Hand gemacht wurde (Frage: wieso die alte Zeit? Kommt doch in den Folk Club, da bekommt ihr handgemachte Musik). Das Lied „Die klapprige Gestalt“ besingt eine Vogelscheuche, die die Jahrhunderte überlebt und dabei die Veränderungen um sich her erlebt. „Ich war nie jung, schon immer alt“ lautet eine Zeile, bedrückend und verstörend. Die Musik unterstreicht den Text, der von Jans sicherer Singstimme vorgetragen wird, perfekt. Weitere Liedertitel waren „Nachtwanderung“, „Urlaubsangst“ und „Bildersturm“. Auf die bekannte Melodie von „Hava Nagila“ dichteten sie ein sehr schräges und witziges Lied über Udo-Achim, den man eigentlich lieber nicht beim ersten Date mit Clara dabei haben möchte. Zum Schluss, aber nicht ganz zum Schluss, gab es das Instrumental „Drowsy Maggie“, einen traditionellen irischen Reel, also einen Tanz. Die beiden konnten dabei ihr ganzes instrumentales solistisches Können ausspielen. Eine letzte Zugabe vereinigte „Orange Blossom Special“ von Erwin T. Rouse  mit dem Jethro Tull-Hit „Locomotive Breath“, ein wilder Mix und ein großer Spaß – Applaus für die Folkscheuchen.
Mit der Kathy Freeman, der Engländerin, die Amerika so sehr liebt, aber in Berlin lebt betrat eine weitere Grenzgängerin die Bühne. Ohne Umschweife startete sie ihren Auftritt mit dem Lied „You Don’t Rock No More“. Gleich mit den ersten Takten zeigte sich Kathy als musikalischer Vollprofi. Tolle Gitarrentechnik mit Slide-Elementen und Fingerpicking gekonnt eingebaut, ihre Stimme intonationssicher und variabel mit schönen Registerwechseln in die Kopfstimme. Bei „Party Animal“ kann sich jeder denken, worum es geht. Bei „Three Little Questions“ ging es anders als bei den ersten Liedern weniger aggressiv zu, genauer gesagt, es war wunderbarer Country-Schmalz von der feinsten Sorte. „How much would it take to let her go“ lautete die entscheidende Phrase des Textes. „England Doesn’t Love Me Any More“ ist der wehmütige Titel eines Liedes, das Kathys Sehnsucht nach der Heimat dokumentiert, die ihre Türen für die Ausgewanderte verschlossen hat. Den Inhalt von „Bitch Like You“ wollen wir lieber nicht vertiefen. Bei „Red Wine, Gold Rings“, kamen die lauernden Country-Fans aus ihren Löchern und voll auf ihre Kosten, und für die Sangesbegeisterten im Publikum gab es endlich mal etwas zu tun. Sie durften den Refrain mitsingen. Auch bei „O.V.E.R.“ hatte Kathy tief in die Country-Kiste gegriffen. Natürlich ging es dabei um das Ende einer Beziehung, und es war auch das Signal für das Ende des Auftritts, aber Kathy kam nicht ohne zwei Zugaben davon. Zunächst wählte sie ausnahmsweise „Fremdmaterial“: „These Boots Are Made for Walking“ hätte auch von ihr stammen können, die Stiefel passten jedenfalls gut zu ihr. Mit „Take These Teardrops from My Eyes“ verabschiedete Kathy sich vom Publikum, das der authentischen und sympathischen Künstlerin einen tollen Applaus gab.
Als Wecker nach der Pause startete Barry Roshto leider nahezu ungehört vom noch im Pausenmodus munter schwatzenden Publikum mit einer emotionalen Version von „Wayfaring Stranger“. Das Arrangement hatte er selbst geschrieben für die Beerdigung seines Vaters vor einem Jahr in Louisiana. Es war herzergreifend schön, wie Barry dieses alte amerikanische Volkslied vortrug, das die Reise der Seele durchs Leben beschreibt, die in ihrer Heimkehr durch das Überschreiten des Jordans endet. Inzwischen hatte sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer Barry zugewandt, und so konnten sie seine beiden Louisiana-Songs, die er zusammen mit einem famos aufspielenden Paolo Pacifico vortrug, richtig genießen. „Streets of Evangeline oder Louisiana 1927“ von Randy Newman besingt eine Episode aus der großen Flut in Louisiana von 1927, als die kleine Stadt Evangeline sechs Fuß, also fast zwei Meter, unter Wasser stand und Präsident Coolidge zu Besuch kam. Mit „I Wish I Was in New Orleans“ von Tom Waits, ging Barry mit seiner herrlichen Stimme noch mal so richtig in die Tiefe der Seele des Südstaatlers – Gefühl und Gänsehaut pur.
Barry machte die Bühne frei für zwei weitere Edelsteine in Person von John Hay und seiner Tochter Claire. John hatten wir ja in unterschiedlichsten Konstellationen schon mehrmals im Folk Club erleben dürfen, auch für Claire war es nicht das erste Mal. Bereits bei unserer Feier zum 50. Folk Club im September 2014 trat sie zusammen mit ihrem Papa auf. Mit „Too Close“, einem Lied, das in seiner Interpretation von Alex Clare bekannt ist, ging sie gleich zur Sache, als ob Singen für sie das Selbstverständlichste von der Welt wäre. Und sofort war der Saal mucksmäuschenstill. Claire präsentierte sich mit herrlich kraftvoller, klarer und beweglicher Stimme. Papa John zeigte sich dabei an der Gitarre von seiner einfühlsamsten und spielfreudigsten Seite – ein wirklich wunderbares Duo. Nach „Rockabye, Baby“ und „Please Have Mercy on Me“ gab es donnernden Applaus und den Wunsch, die beiden bald im Folk Club wiederzusehen.
Daniel Bongart hatte diesmal einen Mann für die Rhythmik mitgebracht: Frank Otto, sinnigerweise ein Nachbar von John Harrison, der verschiedene Percussionsinstrumente zum Einsatz brachte. „Grace is Gone“ von Dave Matthews besingt einen Mann der seine Trauer über eine verlorene Liebe im Alkohol ertränken will. Vielleicht auch eine Grenzüberschreitung. „Driftwood“ von Travis ist ebenfalls ein Lied über unklare Grenzen. Mit „Little Bird“ steuerte Daniel ein Lied aus eigener Feder bei. Das Lied ist seiner Frau gewidmet und handelt von einem freien Vogel, toll gespielt und gesungen von den beiden. Frank würzte das letzte Stück noch mit einem wunderbaren Trommelsolo – Bravo Daniel und Frank.
Als letzter Grenzüberschreiter heizte Melchi Vepouyoum aus Kamerun mit drei eigenen Liedern dem Publikum ein. Den Beginn machte er mit einem Lied, das er quasi a capella nur begleitet von seinen um die Hände schwingenden Rhythmuskugeln „Niass“ in seiner Muttersprache Bamum sang. „Fa Yingan – Gib’s Ihm“ ist der Titel und es hat einen religiösen Hintergrund, wie auch das nachfolgende Lied, bei dem Melchis Gitarre zum Einsatz kam. „Lam“ lautet der Titel und besingt das Los eines Mannes, der heiraten will, aber an den zahlreichen Forderungen von Geistlichen unterschiedlicher Konfessionen und Schwiegereltern scheitert. Auch dieses Lied hat neben einer schöner Melodie eine herrlich eingängige Rhythmik, und Melchi singt mit seiner wunderbar klaren und kraftvollen Stimme. „Nimm mich wie ich bin“ lautet übersetzt der Titel seines letzten Liedes – das Publikum ist begeistert.
Mit dieser bunten Mischung war wieder ein wunderbarer Abend vergangen, der natürlich nicht ohne den obligatorischen Rausschmeißer „Jock Stewart“ beendet werden konnte. Damit hatte der zuende gegangene 80. Folk Club etwas ganz besonderes: Jock Stewart war am Ende zum zweiten Mal angestimmt worden. Das erste Mal besangen alle den ollen Schotten schon vor der Pause, denn der WDR  beehrte uns mit seiner Anwesenheit für eine kleine Reportage. Die beiden Bild- und Tonreporterinnen benötigten natürlich auch ein lebendiges Beispiel von Jock Stewart und konnten dafür nicht bis zum Ende des Abends ausharren. Also mussten alle schon vor der Pause ran – kein Problem!
Beim Folk Club Nummer 81 am 2. Juni gibt es eine kleine Wundertüte: Der ursprünglich angekündigte Featured Artist ist leider erkrankt, und wir müssen auf Bordmittel ausweichen. Also richten wir uns erst einmal auf eine Singers’ Night ein und hoffen auf ein Wunder. Vielleicht bekommen wir ja doch noch Besuch aus der Ferne. Auf Wiedersehen beim Folk Club Nummer 81, der, wie auch immer, wieder wunderbar werden  wird.

3SongsBonn report of Folk Club No. 81 on 2. June

A little bit of Folk and Blues in Bad Godesberg


Sabines Bilder vom Folk Club Nr. 81 am 2. Juni 2017

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John Harrison


Dos Equis alias Paolo Pacifico und Charley Deanesi



Gert Müller präsentiert Geschichten op Bönnsch Plaat


Steve Perry und Gert Müller

Günter Peters




Günter Peters und Bob Marabito


Matthew und Melanie


Jutta Mensing besingt den "Saalhund" (Seehund)


Peter Deteren mit einem eigenen Gedicht über die Liebesträume eines Klosterschülers



Mario Dompke


Regine und Steve



John Hurd

John zusammen mit Juan Isaza und Marion Dompke

Der findet den Folk Club tierisch gut

Fliege alias Hermann-Josef Wolf


Junodori alias Judith Nordbrock und Sergii Chernenko





Ende des Abends mit "Jock Stewart"




Detlefs Bericht über den Folk Club Nr. 81 im Juni 2017

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Folk Club Nummer 81 im Juni 2017 – Am Wasser gebaut

Die Themen, die das Organisationsteam des Folk Clubs jedem Abend auf den Weg gibt, sind mehr als Inspiration denn als Befehl gedacht. „Seen und Meere“ ist aber auch ein Thema, das in vielfältiger Weise in Liedern aufgegriffen wird. Es gab also genug Material für unsere Barden.
Eine echte Herausforderung für das Organisationsteam war aber, dass gleich zwei angekündigte „Featured Artists“ u.a. krankheitsbedingt abgesagt hatten und nun mit „Bordmitteln“ ein abendfüllendes Programm zusammengestellt werden musste. Euer Chronist kann euch versichern, es ist mehr als gelungen. Es erfüllt uns zudem mit großer Freude (und auch etwas mit Stolz), dass der Folk Club inzwischen so viele musikalische Mitstreiter mit wunderbaren Qualitäten hat und zudem meist einige Interessenten in der Warteschleife lauern, dass ein solcher Ausfall abgefedert werden kann und trotzdem ein schöner Abend gespickt mit musikalischen Edelsteinen zustande kommt.
Nun, los ging’s wie immer mit John Harrisons Urschrei und anschließend einem zünftigen Blues, der auch richtig gut zum Thema passte. Zu Jesse Fulles „San Francisco Bay Blues“ setzte John diesmal auch ein Kazoo ein, mit dem er ein formidables Solo hinlegte. Dem schrecklichen Attentat im Stadion von Manchester am 22. Mai 2017, bei dem so viele ahnungslose Jugendliche umgekommen waren, widmete er ein leidenschaftliches Gedicht gegen Fanatismus, der über Leichen geht, um seine fragwürdigen Ziele zu erreichen. Nicht minder düster war sein selbst verfasstes Lied „Flan“ über seinen Jugendfreund, der mit 15 Jahren erhängt aufgefunden worden war, und dessen Todesumstände nie aufgeklärt wurden. Der Junge war zu schnell erwachsen geworden und hatte eventuell auch Feinde. Es wird immer ein Geheimnis bleiben. Ziemlich doppeldeutig ist der Text des Blues „Candyman“ von Reverend Gary Davis. Mit der Bezeichnung kann ein Drogendealer gemeint sein, und der Sänger wünscht, ihn zu finden, weil er einen Trip braucht.
Paolo Pacifico, die musikalische Allzweckwaffe des Folk Club, hatte diesmal seinen Freund Charley Deanesi mitgebracht. Die Beiden treten zusammen als  Duo „Dos Equis“ auf. Gleich bei den ersten Tönen war der Saal gefangen von der professionellen Musik in bester Blues-Tradition. „Long Way Home“ ist eine Eigenkomposition der beiden und gibt Paolo und Charley Gelegenheit, ihre famose Beherrschung von Instrumenten und Stimmen zu zeigen. Eine kleine Anleihe bei Folkgrößen darf nicht fehlen, und so präsentieren Dos Equis ihre Version von „Big Yellow Taxi“ von Joni Mitchell. Zwei weitere Bluesstücke aus eigener Feder („That’s the Very Last Time“ und „Rainy Day Cross the Blues“) rundeten das kleine Programm ab – Großer Applaus vom Publikum. Die Beiden mussten nach ihrem Auftritt rasch weiter, um in der Godesberger Musikkneipe ELPIs CoWiCo aufzutreten. Vielen Dank an Dos Equis für ihren Einsatz und Dank auch an Lothar Prünte alias ELPI, den Wirt des CoWiCo, dass er den beiden einen Auftritt im Folk Club ermöglicht hatte. Lothar hatte auf seiner Website mitgeteilt, dass er die Zeit bis zum Erscheinen von Paolo und Charley mit eigener Musik überbrücken wolle.
Passend zum Thema des Abends hatte unser Bönnsch Plaat-Spezialist Gert Müller die Geschichte aus dem Neuen Testament gewählt, in der beschrieben wird, wie Jesus über das Wasser des Sees Genezareth wandelt und sich die Jünger fürchten. Bei der nicht ganz ernst gemeinte Gedichtversion der biblischen Geschichte seines Freundes Ferdinand Böhm konnte Gert wunderbar zeigen, dass er noch ein echter Muttersprachler ist. Die Geschichte in Böhms Version geht etwas anders aus, als wir sie aus drei Evangelien (Matthäus, Markus und Johannes) kennen. Gert bekam zum Applaus für seine herrliche Gedichtrezitation noch einen Extrabeifall für seinen achtzigsten Geburtstag, den er just an dem Tage begehen durfte.
Dass Alter kein Grund für das Stillsitzen ist bewies auch unser unermüdlicher Günter Peters, der einen kleinen Impro-Chor zusammengestellt hatte. Zu Günters Begeleitung am Klavier brachte der Chor Günters Verse zu Beethovens Chormusik zur Ode an die Freude zu Gehör – herrlich!
Der Chor ging, Günter blieb und hinzu gesellte sich Bob Marabito, der gern aus dem Fundus der amerikanischen Jazzstandards schöpft. „Can’t Give You Anything But Love“ von Jimmy McHugh und Dorothy Fields ist so ein Klassiker, bei dem Günter und Bob so richtig ihren Spaß hatten – das Publikum natürlich auch.
Melanie und Matthew waren zwei neue Gesichter im Folk Club und sogleich eine echte Entdeckung. Begleitet mit Ukulele (Melanie) und Gitarre (Matthew) sangen und spielten sie Jack Johnsons Lied „Only the Ocean in You“ – passend zum Thema. Melanies bezaubernde Stimme wurde wunderbar von Matthew begleitet, und Matthew stieg gefühlvoll bei den zweistimmigen Passagen ein. Schade, dass es nur ein Stück von den beiden zu hören gab. Vielleicht gibt es ja von Melanie und Matthew bei zukünftigen Folk Club-Abenden noch weitere Kostproben.
Einen kleinen Beitrag aus ihrer norddeutschen Heimat steuerte Jutta Mensing mit dem deftigen Lied vom „Saalhund“ bei. Damit war nicht der süße Hund gemeint, der der Musik des Abends still und andächtig lauschte (siehe Sabines Bilder). Es ging um die Seehunde, die den Nordseefischern den Fang streitig machten und daher bekämpft wurden. „Hal mi den Saalhund ut´n Stranne to Lanne! He hett mi all de Fisch upfräten, hett mi´t ganze Nett terräten. Hal mi den Saalhund ut´n Stranne to Lanne!“ lautet die erste Strophe. Ja, mit heutiger politischer Korrektheit hatten die alten Fischer noch nix am Hut. Wenn der „Saalhund“ datt ganze Nett terräten hett, dann war er dran.
Gedichte waren an diesem Abend sehr stark vertreten. Peter Deteren, auch ein Mitglied der Goove & Grufties-Truppe, die mit großem Erfolg seit Jahren die Rock ’n’ Rollator Show aufführt, trug sein Gedicht über die Liebesträume eines Klosterschülers vor – wunderbar!
Zurück zur Musik brachte uns Mario Dompke mit seinem Bärenlied. Das hatte zwar vordergründig nichts mit Seen und Meeren zu tun, aber da die Bären gern fischen, gibt es dennoch eine Verbindung zum Thema. Außerdem leben die beschriebenen Bären in Kanada, und um dahin zu kommen, muss man über den Ozean, so Mario augenzwinkernd. Nun das Lied beschreibt die Widersprüchlichkeiten, denn die bösen Bären, die die Mülltonnen leeren, müssen weg, aber gleichzeitig müssen Hunde her. Mit dem Lied „Wenn ich denn gestorben bin“ stellt Mario witzige und nachdenkliche Überlegungen über den Weg ins Jenseits an: „Freunde hört, der Tod ist nahe, denn kurz ist nur das Leben“ – phantasievoll und musikalisch wunderbar umgesetzt. Damit das Publikum auch merkt, dass es nicht zum Vergnügen da ist, steuerte Mario das Lied „Sam Stone“ von Jon Prine bei, das eindrücklich und bedrückend das Schicksal von Vietnam-Kriegsveteranen schildert. Die Männer waren vielfach traumatisiert, konnten sich nach ihrer Rückkehr nicht mehr im Alltag zurechtfinden und waren oftmals drogenabhängig. Mario wählte einen Text in deutscher Sprache, denn John Hurd, der später auftrat, hatte sich zufällig dasselbe Lied ausgesucht. So bekam das Publikum das Lied zweimal in unterschiedlicher Sprachfassung zu hören – großer Applaus für Mario.
Steve Perry und John Harrison wandten sich nach der Pause noch einmal dem Thema „Manchester“ zu. In dem von beiden abwechselnd vorgetragenen Gedicht ging es um das Selbstverständnis der so stolzen Stadt, die viel geleistet und viel zu bieten hat und deren Bewohner sich nicht unterkriegen lassen wollen und sollen – eine wunderbare Hommage an eine weltoffene und standhafte Stadt. Das Gedicht trägt den Titel „This is the Place“ und stammt von dem aus Manchester stammenden Dichter Tony Walsh alias Longfella. Das Gedicht hatte Walsh bereits 2013 verfasst und nun bei einer vielbeachteten Gedenkfeier am 23. Mai 2017 auf dem Albert-Platz in Manchester passend zu den schrecklichen Ereignissen am Vortage vorgetragen.
Eher aus der Kategorie „heitere Muse“ waren die Beiträge von Regine Perry-Mertens und Steve Perry. Mit  „Ein Schiff wird kommen“, das in Deutschland in der Interpretation von Lale Andersen in Riesenhit war (nur nannte man es damals nicht so) trafen sie das Thema auf die Zwölf, und das Publikum hatte eine wunderbare Gelegenheit zum Mitsingen. Natürlich kamen auch zwei von Steves geliebten Country-Songs an die Reihe: Ian Tysons „50 Years Ago“ ist ein echter Klassiker. Auch hier bekam das Publikum Gelegenheit, Regine und Steve beim Refrain zu unterstützen:

„And the sighing of the pines
Up here near the timberline
Makes me wish I'd done things different
Oh, but wishing don't make it so
Oh the time has passed so quick
The years all run together now
Did I hold Juanita yesterday“
 
Die Beiden setzten mit „Navajo Rug“, ebenfalls von Tyson, noch einen drauf. Kitsch pur, aber herrlich.
John Hurd, der Berichterstatter-Kollege vom englischsprachigen Musikportal 3SongsBonn wagt sich nicht allzu oft selbst auf die Bühne, hatte aber diesmal sogar drei Lieder mitgebracht. „Still in Love With You“ von Phil Lynott (Thin Lizzy) ist schon ein dicker Brocken, aber John meisterte das anspruchsvolle Stück mit wunderbarer Stimmbeherrschung und klarer, akzentuierter Gitarrenbegleitung. Auf Bongos begleitet von seinem Arbeitskollegen Juan Isaza, wagte er sich an einen weiteren Klassiker: „Tower of Song“ von Leonhard Cohen kam herrlich sonor rüber, nur bei der Zeile „I was born with a golden voice“ musste euer Chronist doch etwas schmunzeln, immerhin, auch der Sänger selbst konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Zu guter Letzt kam nochmals das traurige Lied „Sam Stone“ zur Aufführung. John Hurd holte sich dabei die zusätzliche Unterstützung von John Harrison (Mundharmonika) und Mario Dompke (Banjo). Die Vier (John Hu, Juan, John Ha und Mario) gaben dem Lied den vollen instrumentalen Begleit-Sound, so dass es einen ganz anderen Charakter bekam als zuvor allein von Mario gespielt und gesungen – dickes Lob und viel Applaus für John Hurd und natürlich auch die Begleit-Crew.
Ein inzwischen treuer Gefolgsmann des Folk Club ist Hermann-Josef Wolf alias „Fliege“ aus Köln. Fliege merkt man an, dass die Musik sein Leben bestimmt, und dass seine Intensität die Zuhörer mitreißt. Rein instrumental war Flieges bretonischer Tanz, den er mit seiner Ziehharmonika spielte. Viel Freude bereitete er mit „Ruby Tuesday“, in der Version von Melanie, das er als sein Lieblingslied bezeichnete. Das Publikum stimmte ein, und zusammen ergab es einen wunderbare Band. Herzlichen Dank an Fliege für seinen Beitrag zu diesem Abend.
Als letzte Gruppe erschienen Junodori alias Judith Nordbrock und Sergii Chernenko. Ja, was soll man sagen, eurem Berichterstatter blieb schlicht die Spucke weg. Tolle, von Judith selbstgeschriebene und komponierte jazzige Lieder, Judiths virtuoses Klavierspiel (auf unserem leider nicht perfekt gestimmten Klavier, seufz!), Judiths volle, geschmeidige und groovige Jazzstimme und dazu ein Sergii, dem man das Tenorsaxophon offenbar in die Wiege gelegt hatte. Die Beiden spielten perfekt aufeinander abgestimmt, Sergii fügte sich mit seinem Instrument organisch in Judiths Gesang und brilliert dann in seinen Solopassagen mit atemberaubenden Tonfolgen und beeindruckender Technik. Ja, und die Stücke? „Du machst mich krank!“ von Judith kommt ganz langsam daher und beschreibt dann ganz eindringlich, dass die Frau sich fürchterlich ärgert, wenn ihr Geliebter nicht auf ihre Anrufe antwortet – hat das nicht schon mancher erlebt? „My Man’s an Undertaker“ ist nicht aus eigener Feder sondern von Leroy Kirkland. Bekannt ist die Version mit der legendären Dinah Washington, doch Judith kann es mit ihr stimmlich locker aufnehmen. Beim wunderbar melancholischen Stück aus eigener Produktion „Up to You“ begleitete Sergii mit der Querflöte, die er ebenso perfekt beherrscht wie das Saxophon – ein Genuss. „I Won’t Wait“ stammt ebenfalls von Judith. Auch hier brilliert Sergii und entlockt seinem Saxophon schlagzeugartige Perkussions-Elemente – genial. Der Applaus kam entsprechend mit Donnerhall, und die Beiden wurden nicht ohne eine Zugabe entlassen. „No Mistakes on the Dancefloor“ war dann die Belohnung für die Bettelei des Publikums – erneut ein Kracher. Ein Besuch der Konzerte von Junodori kann man wirklich empfehlen. Leider sind sie in der nächsten Zeit eher weiter weg tätig. Hier in der Gegend weist ihr Auftrittskalender erst im Oktober wieder Konzerte in Leverkusen auf. Vielleicht haben die beiden ja einmal wieder Lust auf ein kleines Gastspiel im Folk Club.
Nun, gut abgefüllt mit den obligatorischen Glückshormonen konnte sich das Publikum wieder auf den Heimweg machen, aber nicht ohne zuvor noch den traditionellen Rausschmeißer, den ollen Schotten Jock Stewart, besungen zu haben.
Auf Wiedersehen bei der 82. Ausgabe des Folk Club Bonn am 7. Juli 2017, diesmal ausnahmsweise im Club Galicia de Bonn e.V., Südstraße 124, Bonn-Bad Godesberg (Friesdorf). Euer Organisationsteam empfiehlt all denen, die einen Sitzplatz ergattern wollen, sehr zeitig zu kommen. Der Club Galicia macht bereits um 17.00 Uhr auf. Meist ist es kurz danach rappelvoll, denn die Küche des Clubs ist ausgesprochen beliebt.
Das Thema des Folk Club-Abends im Juli lautet „Kreis- und Additionslieder“.
Für alle, die sich fragen, was damit gemeint sei, folgende Erklärung: Bei Kreisliedern kehrt der Text am Ende wieder zum Anfang zurück. Ein bekanntes Lied dieser Art ist „Ein Loch ist im Eimer“.
Additionslieder zeichnen sich dadurch aus, dass jede Strophe das Vorige wiederholt und um ein weiteres Element ergänzt wird. Ein schönes Beispiel hierfür ist das italienische Lied „Come si pianta la bella polenta“, mit dem die Entstehung der beliebten Polenta aus dem Mais beschrieben wird, der gesät wird, der wächst, der geerntet, geschrotet, gekocht und gegessen wird und der zuletzt auch noch gut schmeckt. Die letzte Strophe ist naturgemäß meist ein wenig lang. Kinder lieben solche Lieder, aber vielleicht auch Erwachsene. Spaß kennt kein Alter.

Marios Bericht vom Folk Club Nr. 82 im Juli 2017

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Bonnef Diaf........

so wurde das altbekannte Laaaddieees and Gentlemen beim 82. Folclub Bonn erweitert. Vielleicht ein bisschen leiser als sonst, vielleicht aber sogar etwas lauter – nur leiser wahrgenommen, denn der  Folkclub fand wegen einer Terminkollision in seinem Stammdomizil diesmal nicht im Dotty's, sondern im Club Galicia statt – war doch die Präsidentin des Clubs beim ersten Folkclub schon mit ihren galizischen Pipes für einen genauso schönen, wie fulminanten Start verantwortlich. Diese alte Verbundenheit fand nun ihren Ausdruck in eben der Beheimatung des 82. Folkclubs. Um es vorweg zu nehmen, so schön es war mit vielen lieben Menschen und durch den Club Galizia auch neuen Gesichtern zusammen zu sein – die Räumlichkeiten eignen sich nur bedingt für eine Konzertveranstaltung – insbesondere für eine unverstärkte und mit leisen Tönen gespickte Veranstaltung. Der geflieste Raum in Verbindung mit Holzstühlen hat einen rustikalen aber weniger musischen Charme.
Trotzdem oder gerade deshalb. Echte Folkies lassen sich durch solche „nebensächlichen“ Widrigkeiten natürlich nicht schrecken – hat doch Orpheus, als einer der ersten Singer- und Songwriter  sogar  Steine zum Weinen gebracht und es mit Furien aufgenommen – nur die Liebe hat mal wieder dazwischen gefunkt (war sie doch eigentlich erst der Anlass). Aber die Liebe spielte beim letzten Folkclub nur eine untergeordnete Rolle (außer der zur Musik natürlich). Additionslieder und Rundgesänge waren das Thema und hierzu hatten sich viele der Künstler in warmen Juni und Julinächten ebenso viele Gedanken gemacht. Additions- und Rundgesänge sind traditionell solche Lieder, die immer weitergehen und in der Regel keinen höheren  (oder war das tieferen) Sinn haben – also nach dem Motto „singing makes the world go round“. Es wird  eine nichts oder wenig aussagende Textzeile durch weitere Strophe erweitert zu einem ebenso nichts aussagenden Höhepunkt getrieben und durch einen Kreisschluss wieder an der Anfang zurückgeführt.
Dies demonstrierte Steve Perry (nach einer spanischen Ansage) mit dem Lied„Jan Jansen“ (auch unter Yon Yonson bekannt): „My name is Jan Jansen, I live in Wisconsin. I work in a lumber yard there. The young girls I meet as I walk down the street says "Hello!" I say "Hello!"  They say "What's your name." I say: My name is Jan Jansen... (repeated again and again).
Mit dieser gut verständlichen Einführung eines Kreisliedes leitete Steve zu einem Additionslied über. „There was an Old Lady“  ist ein sehr typisches Beispiel, versucht in diesem Lied doch eine ältere Dame ein Missgeschick (sie schluckte eine Fliege und war in Gefahr daran zu sterben) durch das Schlucken immer größerer und in der Nahrungskette höher stehender Tiere auszugleichen – also die Spinne sollte im Magen die Fliege erledigen, der Vogel die Spinne, die Katze..........
 Nicht unmittelbar mit dem Thema zu tun hatte das von Master John vorgetragene Lied „If“. Ein Lied von dem Dschungelbuchautor John Kipling, welches er seinem Sohn als Handlungsanleitung für das Leben geschrieben hatte – in gewisser Weise also doch wieder ein Kreis und Additionslied. „Diggers and Levellers“beschreibt die Situation des britischen Volkes im 16. Jahrhundert, als der damalige König wegen Hochverrates verurteilt und geköpft wurde, der eingesetzte Rat dann aber mit der Regierung nicht wirklich fertig wurde und die Monarchie wieder erneuert wurde (ist das Leben doch ein Kreis?). Mit seinem dritten Lied besang John auch einen sich immer wiederholenden Prozess, der allerdings durch den Songwriter Ron Angel durchbrochen wurde. In der chemischen Industrie war die Lebenserwartung statistisch gesehen bei 42 Jahren und der Chemiearbeiter Ron Angel dachte sich mit 41 Jahren diesen Kreis zu durchbrechen und  hörte mit der Arbeit auf, schrieb dafür das Lied „Butcher Go“über die Arbeitsbedingungen. Mit dem Lied „Machinegun Kelly“ schloss John seinen Floorspot ab, ein Lied was einen anderen Kreislauf beschreibt: Aus Kleingaunereien werden Verbrechen, diese werden immer härter und brutaler und enden – wie im Lied – in lebenslänglicher Haft.
Den Räumlichkeiten angemessen betrat nun ein aus verschiedenen Musikformationen bekanntes Gesicht die Bühne. John Hay hatte diesmal wieder die Flamencogitarre mitgebracht und wollte deshalb auch gerne, dem Ambiente entsprechend, als Juan angesprochen werden. Musikalisch unterstrich er den spanischen Anspruch mit zwei instrumentellen spanischen Musikstücken, die von seinem Kollegen Jelin auf dem Cajon begleitet wurden. Eine langsame „Solea“wurde durch das folgende „Bulerias“ gesteigert. Juan hat wieder einmal den Beweis erbracht, dass Musik in den unterschiedlichsten Stilrichtungen immer in den Folkclub Bonn passt – solange sie rein akustisch ist und mit Liebe, Freude und Gefühl vorgetragen wird. Liebe, Freude und Gefühl waren auch in dem nächsten Stück reichlich vertreten. Ergänzt wurde nämlich das Duo Juan und Jelin durch eine neue Hauptperson – Juju aus Brasilien. Ein klein wenig schüchtern, ja ängstlich kam sie daher, was sich allerdings sehr schnell als grundlos erweisen sollte., Mit dem Lied „Adios min e Grito“ sang sie sich mit einer tollen Stimme und einem gefühlvollen Vortrag direkt in die Herzen der Zuhörerschaft.
Den Jakobsweg laufen heißt heute zu sich selbst zu finden, früher war dieser Findungsprozess gepaart mit Buße – mag sein, dass das heute bei einigen auch noch eine Rolle spielt. Bei Gerd Schinkel heißt den Jakobsweg gehen natürlich mit einem Koffer voller neuer Lieder zurück nach Hause zu kommen. Und einige dieser Lieder brachte er in angepasster, spanischer Umgebung zu Gehör. Fast schon eine Einleitung als Begründung für die Entscheidung den beschwerlichen Weg zu laufen, hieß sein erstes Lied „Der Weg ist das Ziel“. Nicht lange nachdenken und sich etwas vornehmen, sondern loslaufen und das Beste draus machen – so findest du zu dir. Auch das zweite Lied brachten tiefe Gedanken ans Tageslicht „Bin ich eigentlich bescheuert“ war wohl jeden Abend nach dem Ausziehen der Schuhe und jeden Morgen vor der neuen Tagesetappe der Gedanke, den sich nicht nur Gerd gemacht hat. Die Antwort auf diese Frage wird aber wohl jedem mit dem Glücksgefühl, das Ziel erreicht zu haben, gegeben. Dass sich diese fundamentale Frage nach wenigen Schritten in gedankliche Luft auflöst, beschrieb Gerd mit dem nächsten Lied „Bon Camino“, dem Gruß, der in allen Sprachen verständlich jedem Wanderer entgegenschallt, wenn er auf andere Jakobsbezwinger trifft. Gleichzeitig war dieser Gruß von Gerd auch die Verabschiedung des Publikums in eine kurze Pause. Da der Geräuschpegel inzwischen doch ziemlich angeschwollen war, wurde diese Pause zur Sammlung der Konzentrationsfähigkeit auch benötigt.
Die zweite Hälfte des 82. Folkclubs wurde von dem Großmeister der Tasten und des Rhythmus eingeleutet (das Wort ist extra mit e geschrieben, denn eine Glocke war nicht da, jedoch sollte der Song zum Mitsingen anregen). Barry Roshto bewies sein mathematisches Talent, indem er feststellte, dass die Subtraktion nur eine Addition mit negativem Vorzeichen ist. Was passiert, wenn 100 Flaschen Bier auf dem Regal stehen und eine nach der anderen mit dem Kommentar „trink noch einen Schluck“ herum gereicht werden? Es werden immer weniger Flaschen und die schbraache würd uneutlichär. So geschildert in dem „Bottle Song“, der zur Entlastung des Publikums zwischendurch die Schilderung der Leerung der Flaschen  80 bis 15 ausgelassen hat. Getoppt (oder vielleicht doch gedownt) wurde diese musikalische Schilderung durch eine very British version von John, die allerdings, da nur von 10 Flaschen die Singe war, vollständig gesungen wurde. Als astreines Additionslied zeigte sich dann die Geschichte von dem Stöpsel in dem Loch des Grundes eines Gewässers... Wie es ausgeht? Bitte bemüht das Internet zu dem Text des Liedes „There's a Hole in the Bottom of the Sea“. Die Einleitungsrunde zur zweiten Halbzeit des Folkclubs beschlossen Barry und John gemeinsam mit dem Spaßlied „You Can't Get to Heaven“ - egal welches Fortbewegungsmittel gewählt wurde, der Weg in den Himmel konnte nicht bewältigt werden.
Robert Sauerwein mit Andre Hübner brachten nun zwei Songs aus dem Album „Homegrown Projects“zum Besten. Gewohnt an einen E- Bass musste sich Andre ein klein wenig auf den schnell herbei gezauberten Akustik Bass einstellen (ihr wisst ja, Folkclub Bonn ist immer rein akustisch). Dies gelang ihm aber schnell und so wurden nach den Mitsing- und Spaßliedern zwei popig, rockig angehauchte Lieder im besten Singer- Songwriter Manier vorgetragen. Die Stücke „Waiting for You“ und „A Hundred Ways“ stammen beide aus der Feder von Robert Sauerwein. Ich denke, wir werden die beiden sicher noch häufiger im Folkclub hören.
Mit einem Kinderlied für Vorschulkinder versuchte der Chronist selbst, also ich, Mario Dompke, seinen Beitrag zu den Kreisliedern zu leisten. „Ich bin ein dicker Tanzbär“ ist deshalb ein Kreislied, weil es immer wieder zum Ursprung zurückkommt, allerdings werden die Beteiligten immer mehr (Jede(r) muss sich nach jeder Strophe einen neuen Partner suchen – und das Lied kann viele Strophen haben). Ich danke vor allem Ingrid für ihre mutigen und mitreißenden Tanzeinlagen, so dass das Lied schnell die Tanzfläche füllte. Das nächste Lied war zwar kein ausgesprochenes Additions- oder Kreislied, jedoch beschrieb es eine mathematische Herausforderung. Was passiert wenn ein Sprichwort wörtlich genommen wird, aber sprichwörtlich überprüft wird? „Meine Hälfte“ist ein Viertel unsrer ganzen Zweisamkeit..... ist ein Liebeslied, das den immer gleichen Kreislauf von verlieben über Familie gründen und versorgen hin zur ungleichen Verteilung von Aufgaben beschreibt.  Mit dem letzten Lied beschritt Mario auch sprachlich ernsten Grund. „Fährmanns Irrtum“ beschreibt die sich vorgestellten Gefühle eines Wachkomapatienten – wer weiß schon, was wirklich in diesen Menschen vorgeht?  Ist Hoffnung oder eher  Hilflosigkeit der erste Gedanke am Morgen? Gehen wir in unserer Gesellschaft eigentlich würdevoll mit solchen Situationen um? Fragen, die gestellt, aber nicht beantwortet werden.
Sebastian Landwehr, ein ehemaliger Irish Tuneist (Tune-ist; einer, der Tunes, also Melodien, zum Besten gibt) und heute hauptsächlich ein Liedermacher, stellte mit drei Liedern seine aktuelle CD vor. Nicht zum ersten Mal Gast im Folkclub, war ihm die Aufmerksamkeit des Publikums sicher. „Kleine Feder“ beschreibt die Sehnsucht, sich frei in den unterschiedlichsten Umgebungen bewegen zu können. Frei von Zwängen gesellschaftlicher Normen. „Es ist schon ok“ beschreibt die Realität nach der Sehnsucht und vor allem nach den Versuchen aus Normen auszubrechen. Aber nur wenige schaffen es wirklich, werden dann aber oft in anderen Normen gefangen. So ist das Lied, dass den Wunsch und Versuch beschreibt von der eigenen Musik zu leben und dann doch in „geordneten“ Bahnen zu landen, auch nur die Beleuchtung einer Seite – also kommt das Fazit wahrscheinlich zwar ein wenig frustriert, aber doch richtig – es ist schon ok. „Die Wogen“ ist auch ein Lied, in dessen Text jeder Hörer seine eigenen Aussagen hineinstecken kann – also ein gutes Lied. Es beschreibt Melancholie genauso wie Hoffnung, Faszination ebenso wie Frustration. Es ist ein Lied aus dem Stoff, aus dem lange haltbare Begleiter des Lebens gemacht sind. Ich hoffe, dass Sebastian nicht den Weg seines zweiten Liedes geht, sondern immer wieder zur Gitarre greifen  und neue Lieder schreiben und vortragen wird.
Was so alles aus einer Partneranzeige erwachsen kann – und das nicht im Sinne der Liebeslebenkontaktbörsen – zeigt das Duo Uwe Gillert und Jakob Sodoge. Uwe hat mal eine Anzeige zur Suche von Mitmusikern aufgegeben und als er gar nicht mehr daran dachte, stand plötzlich Jakob mit seiner Autoharp vor der Tür. Was dabei herausgekommen ist, durften wir mit drei Lieder hören. „Schlecht geträumt“ ist ein in rheinischer Mundart geschriebenes Lied über Fremdenhass und falschem Nationalstolz. Auch wenn in dem Lied nur ein Traum, so drückt es doch die Angst aus, dass nicht etwa Flüchtlinge oder andere Hilfesuchende uns kaputt machen, sondern die pauschalierte Ablehnung einiger Spinner, die aber in der ganzen Welt immer mehr werden und gerade mit ihrer Ablehnung anderen gegenüber die Probleme des Terrors und der Uneinigkeit heraufbeschwören. Mit dem Lied „Curry Wurst“ wurde – bewusst oder unbewusst – die Aussage des ersten Liedes noch einmal unterstrichen. Was gibt es im Leben eines durchschnittlichen Bürgers wichtigeres als Fußball, Fritten und Currywurst – die Reduktion auf das „Wesentliche“ blendet oft die Möglichkeit, sich mit den Problemen anderer auseinandersetzen zu können, aus. Aber das Lied selbst ist sehr gut gemacht. Super Blues und mit der Harp von John auch noch zusätzlich internationalisiert :-). Last but not least wurde noch einmal das Thema „Terror“ mit dem gleichnamigen Lied von Jokob Sudoke aufgenommen. Ich war anfangs etwas irritiert, weil die Melodie des Liedes eher beschwingt daher kommt, aber wahrscheinlich ist dies genau die richtige Art, die Mahnung auszudrücken, dass wir uns langsam aber sicher mit Terror als Alltagsgeschehen abfinden – das darf aber niemals so sein.
Nun folgte ein langer aber informativer Block über den Club Galizia, dem Kulturverein und natürlich der galizischen Pipemusik. Eva Salgado Martinez, ihres Zeichens Präsidentin des Club Galizia, beschrieb anschaulich wie wichtig die Pflege der galizischen Kultur auch für Bonn Bad Godesberg ist und wie bereichernd das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen sein kann. Die Organisation regelmäßiger Kulturveranstaltungen, das Betreiben einer Restauration mit galizischen Speisen und Getränken und der einfache, allabendliche Austausch untereinander bilden die Säulen, dass Freundschaften entstehen und Hass vermieden wird. Besonders emotional wurde Eva natürlich nachdem sie, durch viele Bitten aufgefordert, zu ihrem Dudelsack griff. Da dies sehr spontan erfolgte , durften wir nicht nur miterleben, wie ein solches Instrument zum Spielen vorbereitet wird (Stimmen, einblasen), sondern auch die instrumentalen und kulturellen Hintergründe der Musik erläutert bekommen. Wer hätte gedacht, dass auf einem Instrument, welches mit seiner Lautstärke locker jeder Feuerwehrsirene in den Schatten stellen kann, Schlaflieder für Kinder gespielt werden. Eva zeigte uns an einigen Beispielen wie traditionelle Musik für unterschiedliche Situationen, jeweils eigene Charaktere haben und, wenn man sich darauf einlässt, diese Charaktere auch der Situation angemessen erscheinen.
Den Abschluss des Abends gestaltete wieder Gerd Schinkel, der weitere Lieder aus seinem Jakobswegzyklus vortrug. Die Gesamtstimmung (weniger emotional sonder phonal) hatte weiter zugenommen, so dass es bei einer anschwellenden Lautstärke durch Unterhaltungen schwieriger wurde, Lieder mit notwendigerweise zu verstehenden Texten vorzutragen und diesen zu folgen. Gerade in diesen Situationen zeigt sich Gerds Professionalität und er schaffte es trotzdem die Aufmerksamkeit zu behalten. „Dem Weg ist es egal“ wer ihn geht, ist ein Lied welches sich an dem Abend gut in die Gesamtthematik nach Toleranz bwz. Intoleranz einordnete. Nicht die Umgebung lehnt etwas ab, sondern höchsten die Menschen, die sich die Umgebung unterwerfen wollen. Auch das Lied „Geh deinen Weg“ fordert auf, sich nicht auf die Meinung anderer einzulassen, sondern eine eigenen Meinung zu haben und diese zwar immer wieder zu überdenken, aber dann auch zu vertreten. „Finistra“ war dann, wie der Name schon sagt, das Lied über das Ende des Jokobsweges. Ein Lied über zurückgelassene Wasserflaschen und anderen Müll, aber auch ein Lied über die Frage, was hat es einem selbst gebracht den Weg und ein Stück darüber hinaus zu laufen.
Der schottische Patron „Jock Stewart“ durfte auch im fernen Spanien (zumindest im Club Galizia) nicht fehlen und so bezwangen alle Folkclubbesucher mit einem gemeinsam geschmetterten Abschiedslied noch einmal die Lautstärke der inzwischen entstandenen Alternativgespräche und sogar -konzerte, denn eine Kulturclub wäre keine Kulturclub, wenn nicht zur fortgeschrittenen Stunde auch heimische Musik gemacht würde – und ganz im Sinne des Folkclubs: von Hand und rein akustisch.
Ich hoffe, wir sehen uns am 1. September alle bei Dotty wieder. In diesem Sinne
Out of the bedroom

Mario



Sabines und Detlefs Bilder vom Folk Club Nr. 82 im Juli 2017

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Marios Bericht vom Folk-Club Nummer 84 am 1. September 2017

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Sommerzeit ist Urlaubszeit und Urlaubszeit ist (gut) Essenszeit
„Laaadies and Gentlemen....“ – spätestens an diesen einleitenden Worten wird die geneigte Leserschaft merken, dass es sich um einen Bericht zum Folk Club Bonn handelt. Im konkreten Fall um den Bericht der 83. Auflage. Das Motto – wie schon in der Überschrift angedeutet – Essen.
Es heißt zwar „Essen ist der Sex des Alters“, trotzdem waren erstaunlich viele doch recht junge Menschen anwesend. Wie sich bald herausstellte, waren diese aber hauptsächlich hungrig auf ihre Superstars (und gleichzeitig Featured Artists des Abends) Bromo – aber davon später mehr.
Master John Harrison kredenzte dann auch zur Eröffnung ein komplettes Menü – mit Vor- Haupt- und Nachspeise. Als Vorspeise gab es die  Meeresfrüchte Cockles and Mussels, ein allseits bekanntes und zum Mitsingen anregendes irisches Volkslied.John erinnerte sich daran, wie in irischen Folkclubs immer Cockles and Mussels, bereits entschalt und in Essig eingelegt, angeboten wurden. Eine schmackhafte Sache – aber erst nachdem man durch mehrere genossene Biere den Mut aufbrachte, diese wenig ansehnliche Masse zu essen. Zum Hauptmenü lud John nach Louisiana ein und brachte Hot Tamales auf den Tisch – ein Fleischgericht mit gekochten Maiskolben. Nicht nur Barry lief das Wasser im Mund zusammen. Die Nachspeise setzte sich zusammen aus Erdbeeren und Himbeeren – welche allerdings erst noch gepflückt werden mussten. The Berry Fields o' Blair beschreibt, wie sich eine Region durch die Ernte eben jener Früchte verändert (There's tents and huts and caravans, There's bothies and there's bivvies, And shelters made wi tattie-bags, And dug-outs made wi divvies).
Nach John bestieg Dieter Fahring die Bühne und gab drei Gedichte zum Besten. Vom Fressen und gefressen werden berichtet das Gedicht von der „Pellkartoffel und dem Hecht“. Verstummte die Kartoffel in diesem Gedicht noch, nachdem das Wasser verkocht und sie sich daher pellte, so wurde die wahre Größe der Pellkartoffel in nachfolgenden Versen „Pelka“ deutlich. Wird sie in dem Gedicht auch rundum gequält (verhöhnt als Unrunde, gekocht und gepellt sowie mit der Gabel zerdrückt – vom Verspeisen gar nicht erst zu reden), so wird doch die, in dem Gedicht von Ringelnatz enthaltene Liebeserklärung, deutlich. Eine Zugabe wurde gefordert und die verabreichte Dieter dem Publikum in einer liebevollen Persiflage auf die Hassliebe zwischen Düsseldorfern und Kölnern. „Düsseldorfer am Himmelstor“ beweist, dass Petrus und Gott wohl doch Kölner sind, denn wie sollte es anders zu erklären sein, dass sie dem Düsseldorfer Anklopfenden lieber seine jahrelang gezahlte Kirchensteuer ersetzen als ihn einzulassen.
Chris Biederwolf ist ein schon bekannter Gast des Folkclubs und kam dieses Mal in Begleitung von Birgit Steinwald, alias Biggie. Nicht als Abkürzung, sondern als Inhalt nennen sich beide ChrisBi (Ich nehme mal an, dass die knackige, Süßwaren gemeint sind und nicht die italienischen Stiefel oder gar die Krücken). Whatever, wichtig ist ja doch, wie die Musik der beiden klingt, und die konnte sich hören lassen. Mit ihrer Interpretation von „Sag mir, wo die Wälder sind“ – einer Neutextung des allbekannten Pete-Seeger-Songs gaben sie ihren Folkclub Einstand. Weil aber das Motto des Abends food war, legten Sie gleich mit dem „Lied vom Einkaufszettel“ nach – alles, was an Essbarem zu denken ist, steht darauf.
Mit Essbarem ging es auch gleich weiter. „Homentashn“ ist en jidisches Lied, dass ich zum ersten Mal von Peter Rohland gehört habe, jenem großen, viel zu früh gestorbenen Musiker, der sich sehr um den Erhalt von traditionellem Liedgut bemüht hat. Jedes Jahr gibt es deshalb auf der Burg Waldeck einen Peter-Rohland-Singwettstreit – aber das ist eine andere Geschichte. Im Folkclub wurde das Lied von Teilen der Klingenden Brückepräsentiert. Die Klingende Brücke ist ein Bonner Projekt, um internationales, speziell europäisches Liedgut zu erhalten, Spaß beim Singen zu haben und die Musik als Brücken zwischen Menschen und Nationen zu verstehen. Als zweites Lied wurde „El buen pan d'Aragon“ gemeinsam mit dem Publikum gesungen, denn die Klingende Brücke nimmt Ihren Auftrag sehr ernst. Solange nicht jeder im Publikum mitsingen kann, wird weiter geübt. Der Programmdirektor Steve freut sich über diese langen Floorspots :-). Mit dem vielen bekannten Lied „Strawberry Fair“ rundete die Klingende Brücke ihr Programm ab.
Jetzt wurde es voll auf der gedachten Bühne von Dotty's Sports Bar. Die Quartierspatzen, unterstützt von dem Kleinen Chor Bad Godesberg stimmten zum Motto des Tages passend die „Kartoffelkantate“an. Nach dem Motto, das Wenige was ich esse, kann ich auch trinken, folgte das mittelalterliche Trinklied „Tourdion“. Bei diesem Lied konnte die Größe des Chors richtig zur Geltung gebracht werden. Englischsprachig ging dieser Floorspot zu Ende. „The Goslings“ (die Gänseküken) ist ein Lied der wahren Liebe. Angefangen auf der Wiese endet diese tragisch auf dem Speiseplan.
Dieses Mal hatten einige eher in den Bereich des Publikums eingeordnete, ständige Folkclub-Gäste den Mut aufgebracht, sich zu präsentieren. Zwar haben wir Günter Engel schon häufiger in Chorformationen gehört, aber noch nie als Solosänger. Dies holte er mit seinem „Fruchtdessert“ schnell nach – und zeigte allen, wie auch die anscheinend einfachen Lieder manchmal ganz schon tricky sind.
Fast sind wir es schon gewohnt, dass etwas ganz besonderes oder ausgefallenes kommt, wenn ELPI die Bühne betritt. Diesmal unterstützt vom Gitarristen Andy wurde aus einem Floorspot eine Annette gemacht (Annette = ein Lied). Die beiden brachten nämlich die ineinander übergehenden Stücke „Intro_Kayleigh_Lavender“ von Marillion. Ein super Auftritt.
Und dann war es soweit – wäre der Folkclub elektrisch/ elektronisch ausgestattet hätte es geheißen, „Licht aus, Spot an“. Bromo, namentlich Dennis und Marvin Ledermann sind Kinder des Folkclubs. Wer erinnert sich nicht mehr daran, dass erst Dennis alleine, dann Dennis und Marvin und später die beiden als Bromo ihre ersten Auftritte hatten. Heute sind sie mehrfache Preisträger von regionalen Musikwettbewerben und bewiesen beim Folkclub wieder einmal, dass sie wissen, woher sie kommen, aber voller Selbstvertrauen das Publikum rocken – gut, ein Teil desselben war eine mitreisende Fangemeinde, was aber der Gesamtstimmung nichts anhaben konnte, sondern nur unterstrich, dass die Beiden einfach (oder zweifach?) Klasse sind. Ed Sheran, ihr großes Vorbild ist aus vielen Songs heraus zu hören. Trotzdem bewiesen Bromo, dass sie auch eigene Persönlichkeiten sind. Mit den Songs „Like a Picture“, „I'm on My WAY“, „Machine“ und „Wonderwall“ heizten beide dem Publikum (und sich selber) so richtig ein.
Nach der Pause wurde es noch einmal sehr romantisch. Traditionell sammelt  Barry Roshto ja das Publikum musikalisch wieder ein – diesmal gemeinsam mit Lena, die einen „Song for Bromo“ brachte. Wissen doch die Insider, dass Lena seit ihrem Zufallsauftritt mit Bromo zusammen in einem früheren Folkclub, eine sehr enge Beziehung zu einem der Bromos hat.
Springen wir kurz nach vorne, denn Bromo kamen ja noch einmal auf die Bühne und rockten mit „Burning up“, Nightwatch“, „Stitches“ und „I See Fire“ noch mal zum Ende des Folkclubs ab. Bei I see Fire kam auch Lena noch einmal auf die Bühne und rockte mit den Beiden weiter. Und selbst damit nicht genug, wurde eine weitere Zugabe fällig, die sie mit dem Lied „Lieblingsmensch“ auch gaben. Ich denke, es war nicht das letzte Mal, dass der FCB Bromo beheimatete – aber auch, wenn die Beiden mal so richtig berühmt sind, kriegt der Folkclub sowohl Sonderkonditionen, wie auch die Möglichkeit seine Statuten (rein akkustisch) durchzusetzen.
Aber was kam zwischen Bromo und Bromo? Zuerst kamen Frederico und Mike. Zwei Musiker, die Bonn wieder einmal als internationale Stadt präsentierten. Kennengelernt haben sich beide bei einem internationalen Arbeitgeber in Bonn und nun machen sie zusammen Musik. Das erste Stück (Tears Down) beschreibt die Art und Weise, wie auch Männer Emotionen zulassen – auch wenn die eigenen Eltern das gar nicht verstehen. Das zweite Lied war der versuch das Motto des Tages aufzugreifen. Frederico hat ein Lied über Essen geschrieben (Macy, Macy),  weiß aber inzwischen nicht mehr, was das Lied mit Essen zu tun hat :-). Beim dritten Song wurde es wieder emotional. Das Lied „Sung Places“ beschreibt die Antwort von Fredericos kleinem Bruder auf die Frage, was Liebe ausmacht bzw. wie Liebe erklärt wird.
Mit Sparkling Light kamen wieder bekannte Gesichter auf die Bühne. Zuerst ein Gedicht zu einem schottischen Nationalgericht rezitierend (Ode an Haggis), erfüllten sie die Anforderung an den Abend – food. Dann steuerten sie ihr musikalisches Terrain an und spielten die „Baker Street“ in einer sehr schönen Interpretation. Mit der „September Melodie“ wurde zwar nicht auf das Motto des Folkclubs abgehoben, aber es war doch ein sehr passendes Lied zum Monat September, dem Vater des 83. Folkclubs. Ich finde es immer wieder spannend neue Lieder durch den Folkclub kennenzulernen, was mit September Melodie und auch der Ursprungsinterpretin Marima gelungen ist. Für mich und viele andere Folkclubbesucher nicht neu und somit zum Mitsingen geeignet, war das letzte Lied von Sparkling Light. „She is Really Going Out With Him“ machte noch einmal so richtig Spaß und weckte die Lust, Sparkling Light noch oft im Folkclub zu hören.
Noch ein Duo, welches bisher eher als Publikum in Erscheinung getreten ist, waren Paul und Monika Haag. Ach wie herrlich, wenn frei von der Leber weg, in dem eigenen Dialekt gesungen wird. Nun bin ich des Rheinischen nicht 100 %ig mächtig, aber es reichte doch aus, um sowohl die Stimmung wie auch den Text zu verstehen und zu fühlen. Ein Lied zum Thema food ist die Geschichte der „Appeltaart“ allemal. Auch das zweite Lied hat entfernt mit dem Thema zu tun „Don se mir für ne Jrosche Kamelle“ handelt aber nur vordergründig vom Essen, vielmehr ist die Schlitzohrigkeit der beiden Buben, die im Geschäft ausgerechnet die Kamelle wollen, die im Glas ganz oben auf dem Regal stehen das Thema. Mit der Lieblingsspeise der Rheinländer dem „Riefkooche“ schlossen die beiden ihr Programm ab. Es war einfach erfrischend, wie bodenständige Folklore in Liedform präsentiert wurde.
Tja, über Bromo wurde schon geschrieben, Bliebe also nur zu sagen, dass auch diesmal der Patron mit seinem eigenen Lied „Jock Stewart“ zum Abschluss geehrt wurde.
Und das soll Euch alle daran erinnern, dass nach dem Folkclub vor dem Folkclub ist – see you at Dotty's on October 6th. Out of the bedroom!
Mario

John Hurds Bilder vom Folk Club Nr. 83 im September 2017

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The Bromo Team pre-concert oozing professionality





Dieter Fahring preparing a dish of potatoes and pike

for eager consumers

BROMO almost toe-to-toe

BROMO: Dennis and Marvin Ledermann with a little help from Lena


Chris Biederwolf
"Song from a shopping list"
Die Klingende Brücke,  or at least a part of the ringing bridge

A small choir of neighbourhood sparrows
supported by a somewhat larger choir:  kleinen Chor Bad Godesberg
Poor John Hurd had to go out on the balcony to take this one
Günter Engel goes solo to give us a cooking lesson

and we all get our fruity just desserts!
Lena the nightingale

leaving space for Barry

Andy covering Marillion witk ELPI 

Sparkling Light invoking the Haggis God with the help of Robbie Burns


Paul and Monika Haag giving us culinary delicacies from the Rhineland
BROMO in flight
BROMO & Lena
BROMO discovering that
"Unplugged" = "Walkabouts"
Footloose and fancy-free and unchained from the "stage"


Job well done!  Thanks, BROMO!





Marios Bericht vom Folk-Club Nummer 84 am 6. Oktober 2017

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Lederhosen und Dirndlkleider.............

…........waren auf dem Oktober(fest) Folkclub nicht vertreten. Vielleicht waren die woanders, denn ein Blick über das Publikum zeigte, dass noch ein paar Plätze frei waren, als das bekannte „Laaadies and Gentlemen....“ erscholl.  Allerdings zeugten die freien Plätze nicht etwa von einer geringen Besucherzahl, sondern eher davon, dass der Folk Club Bonn inzwischen als regelmäßig „brechend voll“ bekannt ist. Ein kurzes Zählen brachte doch immerhin ca. 50 Besucher  zusammen. Aber auch wenn die eine Lederhose oder das andere Dirndlkleid sich auf diversen Oktoberfesten vergnügten, gab es doch mindestens eine Gemeinsamkeit mit dem Folkclub – die Wälder. Sowohl das bayerische Oktoberfest wie auch die Special Guests des Abends kommen aus waldreichen Gegenden. Kanada und die Schweiz sind sozusagen die spendenden Gastländer der beiden besonderen Gäste – aber davon später mehr.

Zuerst nämlich schlug John Harrison wie gewohnt als Zeremonienmeister ein paar schöne Töne, in Form von drei Liedern, an. Das a capella Stück „A Begging I Will Go“ beschreibt die Tradition eines ehrenwerten Berufes, des Bettlers, der es durch die Annahme von milden Gaben aus reicher Hand ermöglicht, hierdurch deren Sünden ein wenig abzubauen. Natürlich ist der Bettler ein freier Unternehmer, der seine Zeit immer und an jedem Ort einteilen kann – nur schade, wenn längere Zeit kein Sünder vorbei kommt. Dass mit dem  „Donkey Riding Song“ nicht etwa der Tier unterstützte Aufstieg auf den Drachenfels besungen wurde, sondern es sich um das Lied über eine mechanische Entladehilfe für Schiffe handelt, erläuterte John ebenso wie er nach verteiltem Text zum Mitsingen aufforderte. Dann griff er zur Gitarre und spielte das Lied über eine seiner Tätigkeiten, den „Night Watchman“. Ich denke, es ist jedem bekannt, dass John einmal im Monat in Bonn die musikalische, englischsprachige Nachtwächterführung veranstalte.

Lyrik mit oder ohne Musik – im Folkclub ist ja bekanntlich beides möglich und so gab Gert Müller, die eigentlich für den letzten Folkclub geplanten, Gedichte in bönnscher Mundart zu biblischen Geschichten, die im Zusammenhang mit Essen und Trinken stehen zum Besten. „Die Speisung der Fünftausend“ beschreibt die Überlegung, dass fünftausend Brote alleine zu trocken sind und fünftausend Fische stinken und zurückbleibende Köpfe und Gräten nur die Umwelt verschandeln – also gibt es eine Fischsuppe und Brot zum stippen. Auch die „Hochzeit von Kanaan“ hält sich in Bönnsch eng an die Originalvorlage – allerdings fragt am Ende der Kellermeister, ob aus dem Wasser wohl auch ein Fässchen Kölsch gemacht werden könne.

Die Bühne wurde nun von Gerd Schinkel bestiegen, der, wie schon zu anderen traurigen Anlässen gewohnt, ein Tribut für einen verstorbenen Musiker gab. Tom Petty ist zwar eher Rocker als Liedermacher gewesen, jedoch sind einige seiner schönsten Songs als Balladen sicher auch für akustische Interpretationen geeignet – denn, an wie vielen Lagerfeuern sind schon ganze Bands vertreten – die Lieder „Learning to Fly“, „Free Falling“ und erst recht „Into the Wide Open“ dafür umso mehr. Ich finde Gerds Tradition, geachtete, verstorbene Musiker durch ihre Lieder, übersetzt mit deutschen Texten, zu ehren, eine tolle Initiative. Bei den ausgewählten Tom-Petty-Liedern befürchte ich nur, dass die Melodien von vielen im Kopf sofort mitgesungen werden, so dass die Texte (Übersetzungen) leider nicht so beachtet werden – mit dem Erfolg, dass automatisch ein direkter Vergleich zwischen Original und Gerds Interpretation in den Köpfen angestellt wird.

Und dann war der erste Featured Artist des Abends dran. Vince Andrushko – ein Musiker aus  dem kanadischen Winnipeg, der irgendwo zwischen Blueser, Rocker, Country Singer und Holzfällerlagerfeuer-Folkie anzusiedeln ist. Eine sehr große Bandbreite des Könnens also. Er begleitete sich in dieser Akustiksession auf einer recht kleinen Parlour Gitarre, die durch ihr geringes Volumen einen, dem Blues sehr angepassten, etwas „dreckigen“ Sound brachte. Um es kurz zu sagen: es passte einfach wunderbar zusammen. Und genauso breit (aber doch mit dem immer gleichen Kern) wie die musikalischen Stile, waren auch die Texte und Themen seiner Lieder. Ob er von den „New Shoe Laces“ sang und mit diesem Lied nichts Geringeres beschrieb, als das Glück zu spüren, wenn die Schuhe wieder fest am Fuß halten (ein echter Blues Text halt), oder in „Lucky Crow“ darüber philosophierte, ob eine Krähe die über den Baumwipfeln fliegt weiß, was Glück ist – Vince nimmt in seinen Texten eigene Gefühle auf und  beschreibt in seinen Lieder das Leben. Auch in dem letzten Stück der ersten Folkclub-Hälfte „Passing By“ greift er die alltäglichen Dinge des Lebens auf, nämlich schlechte Nachrichten, die immer wieder kommen, die aber nicht verhindern, dass das Leben weitergeht. Aber nach der Pause kam Vince wieder und, um dies vorweg zu nehmen, spielte weiter in diesem Sinn die Songs „Tell Me One More Time“, ein Lied über die Entfremdung in einer Liebe, „Nuts“ ein Lied über die Fleißigkeit eines Eichhörnchens beim Verstecken von Nüssen für den Winter, dessen Vergesslichkeit beim Wiederauffinden und darüber, wie gefährlich es ist, ein Eichhörnchen zu sein. Den Song „Stop, Drop, Roll“ kündigte Vince selbst mit den Worten an „kein großer Text, einfach ein groovie song“ und so treibt die Melodie auch die im Text beschriebenen Personen an, immer weiter zu gehen. Auch „Winter is Just a Flower“ beschreibt, dass es immer weitergeht – auch der Winter ist nur eine Blume auf dem Weg. Natürlich durfte Vince nach diesem Lied nicht aufhören, sondern wurde durch den anhaltenden Applaus sehr deutlich auf den Wunsch des Publikums nach Mehr aufmerksam gemacht. Diesen Wunsch erfüllt er dann auch gerne mit dem Stück „Sitting on a Fence“, das, wie schon vom Titel zu erwarten, auch wieder über die große oder kleine Philosophie des Lebens handelt. Was wird kommen? Ich sitze auf einem Zaun und warte auf den Wind des Winters... den Rest kann sich jeder ausmalen, der weiß, wie Blues funktioniert und wie kalt es in Winnipeg werden kann.

Ein großer Gitarrist auf ungewöhnlichen Instrumenten ist Attila Vural. Der Schweizer war nicht zum ersten mal Gast im Folkclub, und so hatten sich auch einige Zuhörer sehr gespannt auf neue und alte Songs des Künstlers eingefunden. Mit seiner zweihälsigen Resonatorgitarre hörte man ihn bereits beim letzten Stück von Vince aus dem Hintergrund, denn dieser hatte ihn aufgefordert doch ein wenig mit zu bluesen. Als dann nicht nur der Ton sondern auch das Bild des Instrumentes erschien, waren einige Zuschauer erstaunt. Eine Resonatorgitarre, die mit einem zweiten Hals eine Mandoline oder zumindest ein mit vier Doppelseiten bestücktes, an Mandoline erinnerndes Instrument integrierte. Die offene Stimmung dieses Instrumententeils ermöglichte eine häufige Einbeziehung des speziellen Klangs direkt in die Gitarrenmusik. Attila spielt fast ausschließlich instrumental, so dass über die Lieder immer die eigene Interpretation und das eigene Gefühl, an was die Melodien erinnern, stehen. Zwar hat er erläutert, aus welchen Zusammenhängen die Lieder entstanden sind, jedoch kann schwer das Gefühl eines anderen nachempfunden werden, und so wird in jedes Lied das eigene Gefühl hineingelegt. Das schaffen seine Lieder aber meisterlich. Mit „Little Picture Gallery“ wurde ein Klangteppich aus perkussiven Elementen, Frettapping (also das klingende Aufsetzen der Finger auf die Saite, ohne diese anzuzupfen) und strumming – sowohl in Akkorden wie in der offenen Stimmung des Mandolinen ähnlichen Teils vom Instrument ausgebreitet. Die Vorstellung durch eine Galerie zu gehen und ein Gesamtbild aus vielen kleinen Einzelbildern zu sehen, wurde so hervorragend umgesetzt. „Scan“ ist ein Coversong  von D. Miller – jedoch schaffen es Gitarrenvirtuosen immer wieder, aus fremden Themen eigene Kreationen entstehen zu lassen. Mit „Mysterious Feel of Stonehenge“ beschreibt Attila bereits im Titel, dass jeder Zuhörer sich ein eigenes Bild dieses mysteriösen Gefühls bilden muss. Die Musik unterstützt ihn dabei lediglich – allerdings in einer absolut virtuosen Art. Mit der Ankündigung „Constantinople“ sei die Neufassung des ursprünglichen Songs Istanbul, beweist Attila, dass ernste Kunst (instrumentale Kompositionen im Gegensatz zu textlich geprägten (Mitsing)liedern) nicht davon abhält, mit eben dieser Musik Spaß zu haben und diesen zu verbreiten. Es ist schwer, textlose Musik zu beschreiben, ohne in oft unverständliche Ausdrucksweisen von eigenen, empfundenen Gefühlen zu gelangen. Texte können nacherzählt werden. Geschichten, die durch Musik erzählt werden, sind oft nicht weniger inhaltsreich, aber jeder empfindet einen unterschiedlichen Inhalt. Deshalb möchte ich zu „Road That We Travel On“ gar nicht viel sagen, außer, dass auch in diesem Lied soviel Elemente des gitarristischen Könnens eingebaut sind, dass es einfach Pflicht ist die Lieder zu hören und sich die eigenen Gefühle zu der Interpretation der Titel selbst zu erklären. Als gedachten Abschluss hatte Attila Vural das Cover „The Moon is a Harsh Mistress“ von J. Webb im Gepäck – aber, wie sich die geneigte Leserschaft denken kann, blieb es nicht dabei. Eine vehement verlangte Zugabe wurde mit „Sounds of my Feet“ gerne gegeben. Da ich auch den geteilten Auftritt von Attila in einem Rutsch beschrieben habe, bliebe noch zu sagen, dass nach dem Stück "Mysterious Feel of Stonehenge" eine Pause eingelegt wurde.

Wie immer wurde die Pause durch Barry Roshto eindringlich beendet, indem er sich an das Klavier setzte und erst leise und vorsichtig, dann aber deutlich machend, dass die Pause vorbei ist, wieder zur Musik zurückführt. Mit dem Carol King Song „So Far Away“ sammelt er das Publikum wieder ein, um dann, gemeinsam mit Ruth und dem allen bekannten Stück „You've Got a Friend“ zu begeistern. Auch wenn es sich um ein bekanntes und im Folkclub schon oft interpretiertes Stück handelt, Barry und Ruth schafften es, neue Nuancen hineinzubringen. Neue Ansätze der Zweistimmigkeit im Gesang, die Aufteilung des Liedes in Parts des Solo und gemeinsamen Gesangs – ich finde es war ein Meisterleistung. Ein Lied, das sich Ruth ausgesucht hatte, beschloss den Floorspot der Beiden. „Grapefruit Moon“ von Tom Waits ist ein Liebeslied und beschreibt die Sehnsucht und Qual nach etwas (einer Liebe), das nicht mehr da ist, aber an das durch den Grapefruit Moon immer erinnert wird.

Der Folkclub ist ein Sammelbecken von Professionalität, Spaß, sich ausprobieren und auch spontaner Emotionen. In diesem Sinne setzte sich Günter Peters an das Klavier, nachdem er den neuentdeckten Poetryteil des Folkclubs mit ein paar heiteren rheinischen Anekdoten angereichert hatte. Ein kleines Medley bekannter Melodien bildeten den Übergang zu den Featured Artists. Günther spielt das Klavier mit dem Herzen und es ist immer wieder erfreulich zu sehen, wie professionelle Kunst mit emotionaler Kunst gemischt werden kann.

Tja, wie schon gesagt, nach Günter kamen die zweiten Teile der Featured Artists und nach denen.... – natürlich der Patron des Folkclubs mit seinem eigenen Lied „Jock Stewart“. Die Tradition, dass zum Schluss des Abends alle Künstler gemeinsam mit dem Publikum das Lied singen, ist gerade für Special Guests immer wieder überraschend. Aber ich höre immer wieder Begeisterung zu der breiten Identifikation des Publikums mit ihrem Folkclub – und Jock Stewart ist hierfür der anerkannte Ausdruck.

Denkt auch im November wieder an den FCB  – see you at Dotty's on November 3th. Out of the bedroom and into the folk club!

Mario

FLYING FINGERS, SQUIRRELS AND TOM PETTY ‘AUF DEUTSCH’ 3SongsBonn Report on FCB #84 from 06.10.2017

Sabines Bilder vom Folk Club Nr. 84 am 6. Oktober 2017

Sabines und Detlefs Bilder vom Folk Club Nr. 85 am 3. November 2017

Detlefs Bericht vom Folk Club Nr. 85 am 3. November 2017

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Folk Club Bonn am 3. November 2017 – Ein Abend zum Träumen

„Träume“ lautete das Motto des Folk-Club-Abends am 3. November 2017, aber dieses Motto ist an sich überflüssig, denn Musik hat immer etwas Traumhaftes – mit oder ohne Motto. Somit passten im Grunde alle Beiträge zum Thema des Abends, fast alle, denn der traditionelle Schlachtruf unseres Zeremonienmeisters John Harrison riss schlagartig alle Gäste aus ihren möglicherweise noch bestehenden Träumen.
Aber dann erlaubte John mit seinen Beiträgen dem Publikum, wieder zu andächtigerer Stimmung zurück zu kehren. „Angel in Disguise“ ist ein Lied eines Jugendfreundes von John namens Jonathan Ole Wales Rogers, der damit den für ihn unverständlichen Wandel seiner Freundin nach den Sommerferien beschrieb. Nur begleitet mit seiner Mundharmonika trug John das bekannte Lied „Come On In My Kitchen“ von Altmeister Robert Johnson vor.  Johnson hatte dieses Lied zur Gitarre gespielt und gesungen. Er war angeblich auch ein sehr guter Mundharmonikaspieler. Von seinen Künsten auf diesem Instrument existieren allerdings keine Tonaufnahmen.
Etwas überrascht waren die Zuhörer, als John sie mit einem kleinen selbst gedichteten Limerick konfrontierte. Ehe das Publikum realiserte, dass ein Gedicht begann, war es auch schon vorbei. Ja, so ist das mit den Limericks. Sie sind kurz und prägnant, und wer träumt, verpasst den Witz (donnerwetter, diese zwei Sätze sind ungewollt schon ein kleines Gedicht, fast ein Limerick). Daher hier noch mal der Text für alle, die geträumt hatten:
Der Titel heißt: „Mint Scented Temporal Limerick Rhyme Perfume“
„Rickie Rhyme had arms of thyme,
And like a clock
he ticked,
In Provence grew lavender,
But it was rosemary he picked.“

Ja, das war schon etwas für Leute, die bei englischen Wortspielen der höheren Art noch mitkommen. Vielleicht sollte John den Limerick mal bei seinen Dienstags-Englischkursen (sehr empfehlenswert – Ende des Werbeblocks) analysieren lassen. Vielleicht ist das aber bereits geschehen. Beim nächsten Folk Club werden wir John bitten, die Geschichte mal (auf Deutsch) für alle aufzudröseln, die nicht Anglistik studiert haben. Immerhin, er erklärte bereits vor seinem Gedichtvortrag, dass ihm erst nach der Fertigstellung des Gedichts klar geworden sei, dass der Bezug zu mint (Pfefferminz), den wir im Titel lesen, insofern einen Sinn ergeben hatte, als die anderen zitierten Pflanzenarten (Thymian, Lavendel und Rosmarin) zur selben Pflanzenfamilie wie die Minze gehören. Das unterbewusst Gewusste hatte sich, quasi über das Medium des Gedichts, seinen Ausdruck verschafft – sehr verwickelte Geschichte.
Etwas lockerer und weniger träumerisch ging’s danach beim „Stone Fox Chase“ zur Sache. Das ist ein wunderbares Instrumental von Charly McCoy, das John auf seiner Mundharmonika spielte. Bravo John und ein herzlichere Applaus von deinen Fans.
Blue Lavender hieß die nachfolgende Gruppe, die mit drei Harfen, einem Hackbrett und einem Kontrabass eine für den Folk Club recht außergewöhnliche Konstellation aufwies. Aber welch herrliche Melodien produzierten die fünf Frauen – wahre musikalische Träumereien! Nach dem ersten rein instrumentalen Stück mit genau diesem Titel „Musikalische Träumerei“ erklang die Komposition „Lavender’s Blue“ mit Gesangsbegleitung, bei der die Fünf noch männliche Stimmunterstützung erhielten. Das für viele sicherlich nicht ganz unbekannte „Scarborough Fair“ ist wie geschaffen für die Begleitung durch Harfen. Das letzte Stück war wieder rein instrumental und trug den Namen „Der letzte Tanz auf der Sonne“ – herrliche Musik für gute Stimmung. Toller Applaus für die Fünf bzw. Sechs verbunden mit der Hoffnung auf einen erneuten Auftritt.
Daniel Nowak aus Köln präsentierte uns seine eigenen Lieder zur Gitarre. Mit der „Der Kirschbaum“ präsentierte er eine musikalische Reminiszenz an seine Jugend in Norddeutschland. Das nachfolgende Lied über unerfüllte Wünsche kommentierte Daniel dann mit den Worten „Manchmal ist es besser, wenn ein Traum sich nicht erfüllt“, wie wahr.
Ganz ungeplant, unerwartet und daher umso froher begrüßt standen plötzlich zwei alte Gefolgsleute des Folk Clubs im Raum: Tatjana Schwarz und Ralf Haupts alias 2Sunny waren nach einem Jahr Auszeit mit Rundreise durch Europa wieder nach Bonn zurückgekehrt. Mit der Rundreise hatten sie sich einen lang gehegten Traum erfüllt. Einer ihrer ersten Gänge nach ihrer Rückkehr führte sie zum Folk Club – wie rührend und wie schön. Natürlich gaben sie auch etwas zum Besten. Ralf hatte zwar kein Instrument dabei, aber im Folk Club gibt es immer genug Gitarren. „Ruhe nach dem Sturm“ lautete ihr wunderbares eigenes Lied, das schon mehrmals im Folk Club zu hören gewesen ist. Mit einem toll gesungenen und gespielten „Life, Oh Life“ von Des’ree beendeten sie ihren bejubelten Kurzauftritt. Wir dürfen nun wieder von wunderbaren Auftritten der beiden im Folk Club träumen.
Shay McVeigh aus Belfast in Nordirland lebt und arbeitet in Rheinbach. Zusätzlich zu seiner wunderbaren Musik arbeitet er als Maler, Grafiker und Bildhauer, ein echtes Multitalent also. Das Lied „Picasso“ handelt nicht vom unsterblichen Maler, sondern erzählt von einem Obdachlosen, der unter einer Brücke in New York lebt und sich in eine Schönheit auf einem Werbeplakat verliebt. Als das Plakat abgenommen werden soll setzt er durch, dass es bleibt – ein echtes Märchen, das aber tatsächlich so stattgefunden hat. Das Lied stammt von Citizen Cope. Ebenfalls ein Cover ist das Lied „The Lion’s Roar“ von First Aid Kit, einer schwedischen Mädchenband. Mit seiner sonoren Stimme gibt Shay den Liedern eine Atmosphäre, die an Bob Dylan erinnert – eine schöne Abwandlung von den Originalversionen. Applaus für Shay und seine wunderbare Interpretation der Lieder.
Axel Girnius, einer der Bluesgrößen aus unserer Region und Mitarbeiter des Godesberger Musikladens Musik Baum startete das nächste Set mit einem kunstvollen instrumentalen Blues-Walzer – ein wahrer Traum! Zusammen mit Bill (Norfried) Baum an der Slide Gitarre ging danach die Blues-Post ab, und John Harrison wurde gleich eingeladen, das Stück mit seiner Harmonika zu komplettieren – herrlich. „It’s all Right“ von Elvis Presley wurde danach nur von Axel und Bill intoniert. Das Publikum tobte! Wie Bill dem verdutzten Publikum erklärte, hatten eigentlich sie die Melodie erdacht, als sie sich 1954 nach einem anstrengenden Tag auf den Baumwollfeldern von Memphis mit einer kleinen Gitarrensession an einer Haltestelle niederließen und ein wenig entspannten. Damals kam ein Typ mit Schmalzlocke vorbei und hörte ihnen ein paar Minuten zu. Erst viel zu spät merkten sie drei Wochen später, dass dieser Typ mit ihrer Musik im Radio einen Hit gelandet hatte. Ist es nicht ungerecht? Aber immerhin, wäre die Sache anders verlaufen, wären die beiden vielleicht bereits im Himmel der Rockstars, und stattdessen würde jetzt der Typ mit der Schmalztolle beim Folk Club um einen Floor Spot betteln. Wie doch Kleinigkeiten die Weltgeschichte verändern können! – Wer Lust hat, kann die Geschichte ja weiterträumen. Wir aber kehren zurück zu den etwas irdischeren Realitäten: Die beiden schlossen ihr herrliches Set ab mit der Erkennungsmelodie der Blues Box aus dem legendären Pop Shop im seinerzeitigen SWF 3. Die Melodie stammt von BB King und Alexis Corner – das waren Pionierzeiten der Popmusik im öffentlich rechtlichen Radio. Axel und Bill, Ihr seid echte Könner und Kenner! Noch eine kleine Anmerkung für Gitarrenspezialisten: Durch die Anwesenheit von Bill und Axel und ihre kleine Gitarrenpräsentation vor dem eigentlichen Folk Club gab es erstmals gleichzeitig vier Martin Gitarren im Folk Club.  
Der heutige Tag, war der Tag der großen Gruppen. Als „Hauschor TONS“ (TONS steht für „The One Night Stand“) stellte Bernd Wallau aus Bad Godesberg sein Ensemble vor, das aus zahlreichen FC-bekannten Akteuren bestand und das Bernd zu einem tüchtigen Einweg-Projekt-Ensemble zusammengefügt hatte. Die Auswahl der Stücke hatte Bernd sehr folgsam am Thema des Tages ausgerichtet: Abbas „I Have a Dream“ erklang in wunderbarem mehrstimmigen Satz mit Bernds Klavierbegleitung. Selten gehört im Folk Club sind die wunderbaren Lieder der deutschen Romantik. Das Lied „Das Leben ist ein Traum“, ein Gedicht von Johann Christoph Wannovius und von Franz Schubert mit musikalischem Leben ausgestattet, durfte diese Lücke füllen. Bernd Wallau hat auch etwas dazu beigetragen, indem er die ursprüngliche Fassung für Klavier und drei Frauenstimmen zu einer Fassung für gemischten Chor a capella umgeschrieben hat – sehr professionell, aber Bernd der Schlingel, hat eine Strophe, die für die damalige Zeit bezeichnend ist, einfach weggelassen. Damit ihr nicht im Dunkeln wandeln müsst, hier der Text der weggelassenen Strophe:
„Wohl dem, der nach der Nacht
Des Grabes froh erwacht,
Den nicht die Stimme schreckt,
Die aus dem Schlummer weckt.“
Ja, ja mit dem Jüngsten Gericht haben wir es heute nicht mehr so, aber wir entkommen ihm nicht!
Erneut zurück auf die Erde: Bei „California Dreaming“ von den Muttis und Vatis (The Mamas and the Papas) merkte man, dass der Chor mit der Musik richtig Spaß hatte. Sogar eine kleine gepfiffene Einlage gab es. Das wunderbare Lied beendete der Chor mit einem herrlichen Wechsel in einen Dur-Schlussakkord – Gänsehautmäßig! Den letzten Traum präsentierte uns der Hauschor TONS mit dem Lied „Dream When You’re Feeling Blue“ von Johnny Mercer in einer Barbershop-Version – traumhauft! Großer Applaus für Bernd Wallau und den Hauschor TONS (trotz weggelassener Gerichts-Strophe). Schade, dass der Chor sich nur für den heutigen Abend zusammengefunden hatte.
Dieter Faring, unser Mann für verfeinerte Lyrik-Beiträge hatte sich diesmal etwas ganz besonders Feines ausgedacht: Im Wechsel mit seinen Rezitationen von Gedichten von Rainer Maria Rilke spielte sein Freund Emanuele Torrente (stammt aus Florenz, wohnt aber in Bad Godesberg) auf der Gitarre traumhafte Stücke von Manuel M. Ponce (Prelude Nr. 5), J. S. Bach (Präludium in C, BWV 846 und Andante, BWV 1003) und Heitor Villa Lobos (Etüde Nr. 1), Gitarrenmusik vom Feinsten. Dieter hatte seine Gedichte wunderbar passend zum Thema Träume ausgesucht und trug die nicht unkomplizierten, verschlungenen Texte frei und ohne Spickzettel vor. „Ich bin zuhause zwischen Tag und Traum“, „Rosennacht“, „Ich will du sein“, „Und wie mag die Liebe dir kommen sein“ und „Als Mahl begann’s“ war Dieters Auswahl der romantischen Gedichte, mit der er uns in eine Art verzückten Traumzustand versetzte – großartig. Bravo Dieter und Emanuele!
Nach diesem poetischen Feuerwerk hatten Gerald Löhrer und Karin Schüler die nicht ganz leichte Aufgabe zu bewältigen, das Publikum wieder ins Diesseits zurück zu holen. Aber auch Sie bemühten die Traumwelt mit dem Klassiker der Muttis und Vatis „Dream a Little Dream of Me“, Karins Kazoo riss uns zwischendurch aus unseren Träumen – herrlich. Weiter ging es mit den Träumen der Eurythmics. „Sweet Dreams“ heißt das wohl bekannteste Stück des Duos, das quasi beim Auseinanderbrechen der beiden entstanden ist – wohlgemerkt der Eurythmics, nicht von Karin und Gerald! Mit „Change The World“, dem von Eric Clapton bekannt gemachten Lied, beendeten Karin und Gerald ihr Set. Eurem Hofberichterstatter gefiel dieses Lied am besten von den drei Stücken der beiden. Angefangen vom herrlich gespielten Intro über das wunderbare jazzige einfühlsame Zusammenwirken der beiden Stimmen bis hin zu der immer wieder sparsam aber gekonnt eingeflochtenen Gitarrenbegleitung von Gerald – wirklich beeindruckend vorgetragen.
Mit einem einzelnen Lied präsentierte sich Klaus Simon, der bereits mehrfach im Folk Club aufgetreten war. „Unsicheres Erinnern von Traum zu Traum“ lautete die erste Zeile seines Liedes, das eine Verbindung zwischen einem Baum und einer Gewebestruktur im Gehirn des Menschen herzustellen versucht. Klaus thematisiert eine Beobachtung eines Baumes, der an einem abrutschenden Hang im Siebengebirge wächst. Der Hang bewegt sich so langsam, dass es dem Baum gelingt, sich durch neue Wurzeln immer wieder an dem Hang festzuklammern.
Den Abschluss des Abends bildete die Gruppe „Emdo“, bestehend aus sechs  (Freizeit-)Sängerinnen und vier Sängern um Uwe Johann. „A Sheiling“ ist ein Lied über eine Liebe im schottischen Hochland. Sheiling bezeichnet die Hütten im Hochland aber auch die Sommerweiden der Schafe, einen symbolischen lieblichen Ort also. Weniger lieblich ist der Löwe, der angeblich nachts schläft. „The Lion Sleeps Tonight“ ist ein Lied mit wechselvoller Geschichte aus dem Jahr 1939, beginnend mit einem finanziell fast leer ausgegangenen südafrikanischen Autor und Riesenerfolgen Jahrzehnte später, mit der Version der Tokens aus dem Jahre 1961 als bekanntester Fassung – und nun in vielstimmiger Präsentation von Emdo. Dank schöner Frauenstimmen konnte die Gruppe auf die Falsettstimme von Jay Siegel verzichten – Herrlich! Ja, und was öfter vorkommt im Folk Club, es gibt Dubletten. Diesmal betraf es das Lied „Sweet Dreams“ von den Eurythmics. Das war aber alles andere als ein Beinbruch, denn Emdo präsentierten das Lied in einer völlig anderen Fassung als Karin und Gerald, als kunstvoll verschlungene a capella Version – beeindruckend! Etwas Deutschsprachiges hatten sie auch im Gepäck und dann gleich von den Bläck Fööss: „Kütt joot heim“. Das war natürlich auch was zum Mitsingen. Bravo Emdo!
Der Abend war aber noch nicht ganz zu Ende. Es hatte sich ein junger Mann aus Belgien zum Folk Club gesellt, der mit einer Gruppe anlässlich der Weltklimakonferenz mit dem Fahrrad aus Wallonien nach Bonn gekommen war. „A Heart of Gold“, das legendäre Lied von Neil Young war der Beitrag von Noeaus Belgien zum Folk Club Nr. 85.
Es ist schon beeindruckend. Der Folk Club hatte eigentlich zwei Featured Artists eingeplant, die beide abgesagt hatten. Dennoch war ein hochkarätiges Programm zusammengekommen, und das alles ohne Kommerz.
Ja, und dann ging es nicht heim, ohne den guten Jock Stewart ordentlich hochleben zu lassen – „A Man You Don’t Meet Every Day“.
Auf Wiedersehen beim Folk Club Nr. 86 im Dezember erneut mit unserem besonderen und nun schon für den Dezember traditionellen Gast Simon Kempstonaus Edinburgh.
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